Auszug
Wie bereits in der Einleitung angerissen, besteht in der Literatur jenseits sehr allgemein gehaltener Formulierungen wie der des Brundtland Reports keine Einigkeit darüber, was unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist. Viele Konzepte, insbesondere aus frühen Debatten zur Nachhaltigkeit, basieren vorrangig auf einer Auswahl spezifischer Bereiche der menschlichen Lebenswelt, auf die sich Nachhaltigkeit bzw. nachhaltiges Handeln beziehen. Bekannte Beispiele für diese Bereiche sind die natürliche Umwelt, die Wirtschaft oder das soziale Gefüge von Gesellschaften. Zu Beginn der Diskussion um Nachhaltige Entwicklung stand die Betrachtung der ökologischen Bereiche im Vordergrund, genauer gesagt die Entwicklung und Bewahrung der natürlichen Umwelt unter der Perspektive ökologischer Systemsteuerung. Im Verlauf der Diskussion wurde diese Perspektive nach und nach um weitere als relevant betrachtete Lebensbereiche erweitert. In dieser Entwicklung lassen sich die folgenden drei Arten von Konzepten unterscheiden:
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1
Ein-Säulen-Konzept: Der Schwerpunkt liegt hier auf der ökologischen Perspektive der Nachhaltigkeit. Nachhaltig bedeutet in diesem Konzept „langfristig ökologisch verträglich“. Natürliche Ressourcen dürfen nur soweit in Anspruch genommen wer-den, wie deren Potenzial auch künftigen Generationen noch zur Verfügung steht. Wirtschaft und Gesellschaft sollen sich nur im Rahmen ökologischer Grenzen be-wegen (Leitplanken-Modell). Dieses Konzept liegt den Arbeiten des Sachverständi-genrates für Umweltfragen (SRU), des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesre-gierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und vielen ökologisch orientierten Gruppen, vor allem aus dem Lager der NGOs (Non-Governmental Organisations), zugrunde.
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2
Drei-Säulen-Konzept: Dieses Konzept beruht auf der Gleichwertigkeit der drei Säulen ökologie, ökonomie und Soziales. Sie werden als eigenständige Bereiche angesehen, deren langfristiger Funktionserhalt im Vordergrund steht. Vertreter die-ser inzwischen dominanten Richtung in der Diskussion um Nachhaltigkeit sind die Enquete-Kommission des 13. Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der Umwelt“ (1998) sowie die Helmholtz Gemeinschaft (HGF).
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3
Vier- und Mehr-Säulen-Konzepte/Agenda 21: Zusätzlich zu den o. g. drei Dimensionen kommen die kulturelle sowie die institutionelle Dimension hinzu. Eine Reihe von Vorschlägen aus kirchlichen Institutionen und NGOs fallen in diese Kategorie.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2007). Bisherige Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung. In: Leitbild Nachhaltigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90495-5_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15275-2
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