Auszug
Der am 11. Oktober 1879 in Krainburg (heute Krajn/Slowenien) geborene Ernst Mally138 studierte in Graz Philosophie und Pädagogik und promovierte 1903 bei Alexius Meinong (1853-1920). Meinong wurde 1882 als a. o. Professor nach Graz berufen, wo er bis zu seinem Tod lehrte. Er gründete die „Grazer Schule der Gegenstandstheorie“. Die Gegenstandstheorie entwickelte sich aus einer Theorie der psychischen Phänomene. Die Wurzeln dieser Theorie sind einerseits der britische Empirismus, andererseits die deskriptive Psychologie Franz Brentanos (1853-1917). Ernst Mallys Habilitation erfolgte 1913. Von 1908 bis 1919 unterrichtete er an Grazer Gymnasien, 1918 wird er mit der Supplierung der pädagogischen Lehrkanzel Eduard Martinaks (1959-1943) betraut. Martinaks Lehrtätigkeit wurde zwischen 1918 und 1922 durch die Leitung der Reformabteilung für Mittelschulen im Unterrichtsministerium unterbrochen. Ernst Mally errichtete in diesen Jahren die erste psychologische Prüfungsstelle für berufliche Eignung in Österreich und arbeitete vor allem an der Entwicklung psychologischer Beobachtungsmethoden (Beobachtungsbogen für psychologische Schülerbeobachtung). 1920 übernahm er die Leitung des von Meinong gegründeten experimentalpsychologischen Labors.139
Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (REM), Signatur 49.01/12444. Bundesarchiv Potsdam. Zur ausführlichen Beschreibung der Quelle siehe: George Leaman/Gerd Simon: Deutsche Philosophen aus der Sicht der Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, hg. v. Carsten Klingemann, Michael Neumann, Karl-Siegbert Rehberg, Ilja Strubar, Erhard Stölting, Opladen 1994, S. 261ff. An der Schreibweise des Dossiers wurden keine Korrekturen angebracht.
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Literatur
Zu Mallys biografie hier und im folgenden: Personalakt der Universität Graz. George Leaman: Die Universitätsphilosophen der “Ostmark„. In: Neues Forum Nr. 481–484, Wien 1994, S. 25–31. Barbara Schönafinger: Das Grazer Philosophische Institut 1920–45 und seine Verstrickung in den Nationalsozialismus. Diplomarbeit, Graz 1994, S. 39ff. http://www.philosophenlexikon.de.
Für das experimentalpsychologische Labor forderte Mally 1941 eine bezahlte Arbeitskraft an, da für “Heeresdienst, Technik und Wirtschaft in steigendem Maße praktische Psychologen„ benötigt würden. Ein durchaus zeittypisches Phänomen, denn in der Heerespsychologie blieben durch Personalmangel viele Stellen unbesetzt. Mit Kriegsbeginn wurde eine große Zahl von Lehrern, Professoren der Philosophie und Psychologie, Dozenten und anderweitig berufstätigen Psychologen als Ergänzungspsychologen eingezogen, von denen viele zu Kriegsverwaltungsräten ernannt wurden. Vgl. Ulfried Geuter: Die Professionalisierung der deutschen Psychologie im Nationalsozialismus. Frankfurt/M., 1988, S. 264.
Vgl. Rudolf Haller: Österreichische Philosophie. http://www-ang.kfunigraz.ac.at/∼fdoep/haller zur oesterreichischen philosophie.html. Vgl. dazu auch http://mally.stanford.edu/mally.html. Gert-Jan C. Lokhorst: Ernst Mally’s Deontik (1926). Notre Dame Journal of Formal Logic, 40 (2): 273–282, 1999 (2001). Ernst Mally: Grundgesetze des Sollens: Elemente der Logik des Willens. Leuschner & Lubensky, Graz, 1926. Reprinted in Ernst Mally: Logische Schriften: Großes Logikfragment. Grundgesetze des Sollens, edited by Karl Wolf & Paul Weingartner. D. Reidel, Dordrecht 1971. Edgar Morscher: Mallys Axiomensystem für die deontische Logik: Rekonstruktion und kritische Würdigung. ProPhil, Vol. 2 (1998), S. 81–164.
Schönafinger: Das Grazer Philosophische Institut, S. 81.
Ernst Mally: Anfangsgründe der Philosophie. Leitfaden für den Philosophischen Einführung-sunterricht an höheren Schulen. Wien/Leipzig 1938, Vorwort.
Ebd.
Lebenslauf Krug, Wien 6. 6. 1938, AVA Unterricht Faz. 761, Z1. 25.846 aus 1938. Zit. n. Gernot Heiß: “⋯wirkliche Möglichkeiten für eine nationalsozialistische Philosophie„? Die Reorganisation der Philosophie (Psychologie und Pädagogik) in Wien 1938 bis 1940. In: Kurt R. Fischer/ Franz M. Wimmer (Hg.): Der geistige Anschluß. Philosophie und Politik an der Universität Wien 1930–1950. Wien 1993, S. 141.
Zum weiteren Karriereverlaufs. Heiß, S. 141f.
Zl. 1183/818 aus 1938/39. Personalakt Otto Pommer. Universitätsarchiv Wien.
Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Berlin v. 19. Aug. 1941 an den Rektor der Universität Wien. Personalakt Otto Pommer. Universitätsarchiv Wien.
Vgl. Dozentenbundkartei der Entnazifizierungskommission. Zit. in: Schönafinger: Das Grazer Philosophische Institut, S. 48.
Postkarte an Dr. Fred Fritsch vom 16. 4. 1938 (Fritsch-Nachlaß, Universitätsbibliothek Graz, Sig. I 2075). Zit. n. Schönafinger, S. 33.
Schreiben vom 16. 2. 1942. gez. Rust, Berlin. Personalakte Carl Siegel. Universitätsarchiv Graz. Zit. n. Schönafinger, S. 32.
Zu dieser Charakterisierung der Feinde siehe auch: Raphael Gross: Carl Schmitt und die Juden. Eine deutsche Rechtslehre. Frankfurt/M. 2000, S. 175.
Alfred Baeumler: Der Sinn des Großen Krieges. Vortrag, gehalten auf dem Vertretertag des Hochschulrings deutscher Art Schloß Boitzenburg, 17. Oktober 1929. In: Ders.: Männerbund und Wissenschaft. Berlin 1934, S. 6.
Personalakt Ernst Mally Zit. n. Schönafinger: Das Grazer Philosophische Institut, S. 39f.
Personalakt Ernst Mally. Zit. n. Schönafinger: Das Grazer Philosophische Institut Ebd.
Walter de Gruyter, Berlin 1938.
Vgl. George Leaman: Deutsche Philosophen und das “Amt Rosenberg„. In: Ilse Korotin (Hg.): “Die besten Geister der Nation„. Philosophie und Nationalsozialismus. Wien 1994, S. 51.
Leaman, S. 51. Die entsprechenden Dokumente werden in Fußnote 43 zitiert. Daraus geht eindeutig das direkte Eingreifen Baeumlers in die Berufungsverhandlungen hervor. Vgl. dazu auch ausführlicher: Christian Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Berlin 2002, S. 686 ff.
http://www.catalogus-professorum-halensis.de/springmeyerheinrich.html
Vgl. Ilse Korotin: Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. Dossier: Wolfram Steinbeck. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1995, hg. v. Carsten Klingemann, Michael Neumann, Karl-Siegbert Rehberg, Ilja Strubar, Erhard Stölting, Opladen 1999.
Zur Diskussion um die Nachfolge Mallys vgl. Christian Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Berlin 2002, S. 786ff. Zu Weinhandl auch: Ilse Korotin: Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. Dossier: Ferdinand Weinhandl. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1997/98, hg. v. Carsten Klingemann, Michael Neumann, Karl-Siegbert Rehberg, Ilja Strubar, Erhard Stölting, Opladen 2001.
Vgl. George Leaman/ Gerd Simon: Die Kant-Studien im Dritten Reich. In: Kant-Studien 85, Jg., 1994, S. 462.
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Korotin, I. (2007). Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. In: Klingemann, C. (eds) Jahrbuch für Soziologie-geschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90494-8_7
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