Auszug
Systeme der Interessenrepräsentation und politische Willensbildungsprozesse unterliegen einem komplexen Zusammenspiel sozio-politischer, institutioneller und politisch-kultureller Strukturbedingungen, die es bei der Analyse intermediärer Organisationen zu berücksichtigen gilt. Im kanadischen Fall werden die Rahmenbedingungen für politisches Handeln auf der Mesoebene insbesondere bestimmt durch die fragmentierte und heterogene Gesellschaftsstruktur, die kanadische Variante des Westminster-Modells parlamentarischer Regierung kombiniert mit einem föderalen Staatsaufbau sowie eine politische Kultur, die ein breites ideologisches Spektrum abdeckt.
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Literatur
Seit den 1920er Jahren waren im House of Commons stets mindestens drei Parteien vertreten. Die Liberal Party of Canada bildete im 20. Jahrhundert die überwiegende Mehrzahl der Bundesregierungen und konnte in der Summe rund 70 Jahre den Premierminister stellen; sieben der insgesamt 19 Regierungen, die zwischen 1945 und 2004 gebildet wurden, waren Minderheitskabinette (Lindner/ Schultze 2005).
Zu den ideengeschichtlichen Quellen und Imprägnierungen der kanadischen politischen Kultur siehe v.a. Louis Hartz (1953, 1964) und dessen These der „Fragment-Gesellschaften“; pointierter Vertreter der Gegenposition ist Gad Horowitz (2001 [1966]), der den eigenständigen historischen Entwicklungspfad Kanadas betont. Eine griffige Zusammenfassung der Debatte findet sich bei Thunert (1992: 143–163).
Der Typus der brokerage party ist das vorherrschende Modell zur Interpretation des kanadischen Parteiensystems der Nachkriegsjahrzehnte; die klassische Definition stammt von Corry (1952: 22): “In the aptest phrase yet applied to them, parties are brokers of ideas. They are middlemen who select from all the ideas pressing for recognition as public policy those they think can be shaped to have the widest appeal and through their party organization, they try to sell a carefully sifted and edited selection of these ideas (their programme) to enough members of the electorate to produce a majority in a legislature.“ (zit. in Thomas 1991: 192). Zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Konzept vgl. u.a. Brodie/Jenson (1989), Clarke et al. (1996).
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(2007). Untersuchungskontext Kanada. In: Politischer Wandel durch digitale Netzwerkkommunikation?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90473-3_7
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