Auszug
Wie sich gezeigt hat, führt der kommunitaristische Multikulturalismus - trotz aller emanzipatorischer Intentionen und liberaler Lippenbekenntnisse - zu Kollektivismus und Paternalismus. Zwei konzeptionelle Irrtümer verursachen dieses Scheitern: In geltungstheoretischer Hinsicht ist der Schluss von der konstitutionstheoretischen zur normativen Vorgängigkeit des Kollektivs dafür verantwortlich, dass die Interessen der Gemeinschaft bzw. ihrer dominanten Eliten programmatisch legitimiert und damit politisch durchgesetzt werden können. Zusatzlich suggeriert die empirisch unangemessene Konzeption der Kultur als einer in sich homogenen und nach außen hin institutionell abgegrenzten Ganzheit eine normative Übereinstimmung zwischen den Subjekten sowie zwischen Individuen und Kollektiv, die eine Unterordnung unter Gemeinschaftszwecke letztlich als unproblematisch erscheinen lässt. Beide Aspekte greifen ineinander und ebnen den Weg für eine erfolgreiche ideologische Verschleierung der Ambivalenz identitätspolitischer Maßnahmen.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2006). Die Dekonstruktion des totalitätsorientierten Kulturbegriffs. In: Bienfait, A. (eds) Im Gehäuse der Zugehörigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90468-9_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-531-90468-9
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