Auszug
Ernst Fraenkel wurde als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie am 26. Dezember 1898 in KÖln geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern übernahm sein Onkel mütterlicherseits, der überzeugte Sozialdemokrat und Pazifist Wilhelm Epstein, seine Erziehung und bildete mit seinem liberalen und weltzugewandten Erziehungsstil fortan einen entscheidenden Bezugspunkt in der Frühsozialisation Fraenkels (von Brünneck 1988: 415). Im Anschluss an seine primäre Schulausbildung in KÖln und Frankfurt am Main war Fraenkel freiwillig als Soldat von 1916 bis 1918am Ersten Weltkrieg beteiligt. Nach seinen Erfahrungen an der Ostfront begann er 1919 das Studium der Rechtswissenschaften und der Geschichte in Frankfurt am Main, das er im Jahre 1921 mit dem Referendarsexamen abschloss. Abermals wurde die enge Bindung an ein politisch engagiertes Vorbild wegweisend für Fraenkels weitere Laufbahn. In dieser Zeit prägte ihn vor allem der enge Kontakt zu seinem akademischen Lehrer Otto Sinzheimer, unter dessen Betreuung Fraenkel 1923 mit einer Arbeit aus dem Bereich des kollektiven Arbeitsrechtes mit dem Titel „ Der nichtige Arbeitsvertrag“ promovierte (Massing 2003: 217). Zusätzlich war Fraenkel, wissenschaftlichtheoretisch beeinflusst von der Prägekraft Max Webers (Buchstein/GÖhler 2005: 152), auch bereits politisch aktiv. Neben seiner Mitgliedschaft in der SPD bedeutete dies auch eine Tätigkeit als nebenamtliche Lehrkraft in der Arbeiterbildung der Freien Gewerkschaften.1 Diese Erfahrung vermochte Fraenkel zu nutzen, als durch den Deutschen Metallarbeiterverband eine eigene Gewerkschaftsschule eingerichtet wurde und er dort eine Lehrtätigkeit zur Ausbildung von Gewerkschaftsfunktionären angeboten bekam und auch übernahm.
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Straβner, A. (2006). Verbände als Manifestation des Neopluralismus: Ernst Fraenkel. In: Sebaldt, M., Straßner, A. (eds) Klassiker der Verbändeforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90439-9_4
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