Auszug
Preußen in der Aufbruchstimmung des Vormärz: Otto Friedrich Gierke wurde am 11. Januar 1841 in der pommerschen Stadt Stettin geboren. Sein Vater Julius Gierke war zum Zeitpunkt seiner Geburt als Stadtsyndikus1 von Stettin tätig. Die Mutter Therese, geborene Zitelmann, entstammte einer alten pommerschen Juristenfamilie und war die Schwester des Geheimen Regierungsrates Otto Konrad Zitelmann. Schon der erste Blick auf die Familie verdeutlicht den Einfluss preußischer Bürgerlichkeit und der damit verbundenen Werte des Liberalismus auf das Leben und Werk Gierkes. Gierkes Jugend verläuft wohlbehütet und sorgenfrei. Die Ideale der Paulskirchenzeit und der Traditionalismus des preußischen Beamtentums sind erste Faktoren, die seinen Charakter und sein wissenschaftliches Werk nachhaltig prägten. Der Vater engagierte sich später als Mitglied der preußischen Nationalversammlung und als Landwirtschaftsminister. Nach kurzem politischen Wirken wurde dieser als Appellationsgerichtspräsident nach Bromberg berufen. Bereits fünf Jahre später, im Jahre 1855, erlagen die Eltern der Cholera. Gierke und seine vier Geschwister wurden von Verwandten mütterlicherseits in ihren Geburtsort Stettin zurückgeholt (Wolf 1951: 671-672).
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Nerb, T. (2006). Verbände als korporative „RealpersÖnlichkeiten“ im Staat: Otto von Gierke. In: Sebaldt, M., Straßner, A. (eds) Klassiker der Verbändeforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90439-9_14
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