Auszug
Beim Einsatz lebender Tiere im Unterricht wird häufig eine hohe motivierende Funktion beobachtet (vgl. Gern/Schrenk 1998; Schrenk/Schlegel 2001). Rausch (1997) machte ähnliche Erfahrungen und führt dies auf den Erlebniseffekt zurück. Der englische Grundschullehrer James Herndon berichtete, dass seine Schülerinnen und Schüler von lebenden Eidechsen, die einige mit in die Schule brachten, so begeistert waren, dass ihm die Kontrolle über die Situation zeitweilig zu entgleiten drohte (zit. n. Schüler 1998). Hirnforscher verweisen darauf, dass Lernen in positiver emotionaler Gestimmtheit besonders erfolgreich ist (vgl. Spitzer 2002). Im Rahmen so genannter „heißer“ konstruktivistischer Theorien wird Lernen nicht mehr nur als kalte Kognition — „cold cognition“ (Pintrich/Marx/Boyle 1993) — verstanden. Neben kognitiven wird auch situativen und emotionalen Aspekten eine große Bedeutung eingeräumt. Morgan (1992) entwickelte eine theoretische Grundlage, um Bildungsprogramme in Naturbildungszentren zu evaluieren. Er untersuchte, welcher Zusammenhang zwischen dem Wissen von Schülerinnen und Schülern über Schlangen und der Möglichkeit, diesen Tieren real zu begegnen, bestand. Die Begegnungsmöglichkeiten variierten von gar keiner Realbegegnung über der Betrachtung im Terrarium oder dem Zuschauen, wie ein Erwachsener mit einer Schlange hantiert, bis zu der Möglichkeit, die Schlange selbst zu berühren. Unter Bezugnahme auf Theorien kognitiver Konsistenz geht Morgan davon aus, dass Wissen immer Bestandteil kognitiver Systeme ist und dadurch eine Verbindung zwischen Wissen und Emotionen besteht.
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Literatur
Gern, Alexandra/ Schrenk, Marcus. (1998): Haustiere. In: Sache-Wort-Zahl, 15, 4–14.
IUCN/ SSC (1995): IUCN Guidelines for Re-introductions: Cambridge: IUCN Publications Services Unit.
Morgan, J. Mark (1992): A Theoretical Basis for Evaluating Wildlife-Related Education Programs. The American Biology Teacher, Vol. 54, No. 3, March 1992.
Pintrich, Paul R./ Marx, Ronald W./ Boyle, Robert A. (1993): Beyond cold conceptual change. The role of motivational beliefs and classroom contextual factors in the process of conceptual change. Review of Educational Research, 63, 167–199.
Rausch, Karl-August (1997): Kinder und Natur — Auswahl und Behandlung biologischer Themen im Sachunterricht der Grundschule. In: Bayrhuber, H. et al. (Hrsg.): Biologie und Bildung: Kiel: IPN.
Schrenk, Marcus/ Schlegel, C. (2001): Der afrikanische Wüstenigel — Erfahrungen mit der Haltung und dem Einsatz im Sachunterricht. In: Die Grundschulzeitschrift, 145, 46–47.
Schüler, Henning (1998): Vom neugierig sein — und neugierig bleiben. In: Die Grundschulzeitschrift, 112, 6–11.
Spitzer, Manfred (2002): Lernen. Heidelberg: Spektrum.
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Schrenk, M. (2006). Zum Einfluss von Lebendbeobachtung auf das Wissen — eine vergleichende Untersuchung im Rahmen des Sachunterrichts. In: Hinz, R., Schumacher, B. (eds) Auf den Anfang kommt es an. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90429-0_6
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