Auszug
„Just in dem Moment, in dem die politische Kultur des Westens anderen Kulturen und Traditionen Unterricht in Sachen Demokratie geben will, macht sie sich nicht klar, daß ihr der Maßstab dafür völlig abhanden gekommen ist“ (Agamben 2004: 27), schreibt der italienische Philosoph, Jurist und Philologe Giorgio Agamben im Jahr 2003 in seinem Buch Ausnahmezustand. Mit ihm betritt ein großer Skeptiker der Demokratie die Bühne der politischen Philosophie. Zu klären, was Agamben mit dieser Einschätzung meint und welche Relevanz ihr zukommt, ist erste Aufgabe dieses Beitrags. Ziel ist es, Agambens Bedenken gegenüber und sein Unbehagen an der Wirklichkeit westlich-liberaler Demokratien zu systematisieren und demokratietheoretische Implikationen zu erfassen. Dabei werde ich Agambens Konzept des politischen Ausnahmezustands rekonstruieren (1) und anschließend seine Positionen zur Demokratie beschreiben (2). Abschließend werde ich versuchen, Implikationen für die empirische Demokratieforschung in den Texten Agambens zu erfassen (3) und sie als Bausteine für eine Theorie der Entdemokratisierung zu systematisieren (4). Bezogen auf den Kontext des Bandes geht es nicht darum geht, die Texte Agambens rechtshistorisch oder ideengeschichtlich zu lesen, sondern darum, seine Perspektive mit den Begrifflichkeiten von Demokratietheorie und — forschung zu konfrontieren.
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6. Literaturverzeichnis
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Weiß, A. (2006). Auf dem Weg zu einer Theorie der Entdemokratisierung — Demokratietheoretische Überlegungen im Anschluss an Giorgio Agamben. In: Pickel, G., Pickel, S. (eds) Demokratisierung im internationalen Vergleich. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90423-8_3
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