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Das Leitbild des selbstständigen Schülers. Machtpraktiken und Subjektivierungsweisen in der pädagogischen Reformsemantik

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Kooperatives und selbstständiges Arbeiten von Schülern

Zusammenfassung

Während bis vor einiger Zeit eher aus reformpädagogischen Kreisen angemahnt wurde, die Schüler im Unterricht selbsttätig und selbstständig arbeiten zu lassen, um in emanzipatorischer Absicht die Entwicklung ihrer Mündigkeit und Selbstbestimmung zu befördern, gehören diese Forderungen spätestens seit PISA zum guten Ton bildungspolitischer und didaktischer Diskussionen. Dass die Vorstellung des selbstverantwortlich und selbstständig arbeitenden Schülers gegenwärtig schnell durchsetzungsfähig ist und einen geradezu hegemonialen Status gewinnt, kann vor dem Hintergrund besonderer Traditionen des deutschen pädagogischen Diskurses und der Konjunktur spezifischer politischer Führungsmodelle bzw. ihres Zusammenwirkens erklärt werden. Einerseits gehen reformpädagogische Vorstellungen von einer guten, kindorientierten Pädagogik schon lange von dem Begriff des Lernens als selbstständiger Tätigkeit aus, wie er jetzt auch im kognitivistisch-konstruktivistischen Paradigma vertreten wird. Andererseits gewinnt gegenwärtig in vielen gesellschaftlichen Feldern das Leitbild des (selbst-) verantwortlichen und partizipierenden, sich selbst managenden Subjektes an Bedeutung. Und beide Vorstellungen, die reformpädagogisch inspirierte didaktische vom selbstständigen Schüler und die neoliberale Idee des sich selbst managenden Subjekts, gehen — wie Bellmann es in einem anderen Zusammenhang aufzeigt (Bellmann/Waldow 2006) — derzeit eine erstaunliche Allianz ein. Der entstandene breite Konsens über die Einführung selbstständigkeitsfördernder Arbeits- und Lernformen in der Schule fordert den kritischen Blick auf die Selbstständigkeitsdiskussion geradezu heraus.1

Zu den pädagogischen Leitbegriffen Mündigkeit (vgl. Rieger-Ladich 2002) und Autonomie (vgl. Schäfer 1996) liegen Analysen ihres Gebrauchs im erziehungswissenschaftlichen Diskurs vor.

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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Rabenstein, K. (2007). Das Leitbild des selbstständigen Schülers. Machtpraktiken und Subjektivierungsweisen in der pädagogischen Reformsemantik. In: Rabenstein, K., Reh, S. (eds) Kooperatives und selbstständiges Arbeiten von Schülern. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90418-4_3

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