Auszug
„Kinder bekommen die Leute immer“, war vor einem halben Jahrhundert der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer überzeugt. Diese vermeintliche Gewissheit ist gründlich zerstört. Vielmehr wird die Tatsache, dass hierzulande die Leute immer weniger Kinder und immer weniger Leute Kinder bekommen, in jüngster Zeit verstärkt als ein gesellschaftliches und politisches Problem thematisiert. Der aktuelle Fertilitätsdiskurs hat allerdings eine eigentümliche Schlagseite. Der Blick richtet sich ganz überwiegend auf die Frauen und deren Fertilitätsverhalten. Diese Schlagseite ist für die Thematisierung von Familienfragen freilich alles andere als ungewöhnlich. In ähnlicher Weise wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis in die Gegenwart hinein fast ausschließlich als eine die Frauen, nicht aber die Männer betreffende Frage diskutiert. Das gilt für den politischen wie für den medialen Diskurs, vor allem aber dokumentiert sich dies in der institutionellen Praxis von Organisationen. Wo die Vereinbarkeitsproblematik überhaupt als ein relevanter Topos der Personalpolitik wahrgenommen und anerkannt wird, erfolgt in der Regel eine institutionelle Zurechnung der Zuständigkeit für Vereinbarkeit an die Frauen. Entsprechende Programme und Maßnahmen sind mit wenigen Ausnahmen an die weiblichen Organisationsmitglieder adressiert.
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Meuser, M. (2007). Vereinbarkeit von Beruf und Familie — ein Problem für Männer?. In: Barlösius, E., Schiek, D. (eds) Demographisierung des Gesellschaftlichen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90417-7_8
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