Auszug
Drei Ausgangsthesen öffnen, strukturieren und begrenzen unseren Zugang zum Thema: These 1: Die Zukunft ist unentscheidbar und gestaltbar. Der Forschungsfokus „Alter“ überlagert alle anderen möglichen Beobachtungsdimensionen1, mit denen zu rechnen ist, wenn Szenarien für die gesellschaftlichen Entwicklungen in den nächsten zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahren antizipiert werden. Wir können nicht wissen, wie sich Lebensbedingungen angesichts zu erwartender ökologischer Katastrophen, global vernetzter terroristischer Gegenkulturen, einer weiterhin wachsenden Entfesselung der Finanzmärkte oder der Überalterung der Gesellschaften verändern werden. Einer konstruktivistischen Interpretation der Lebenswelt verpflichtet, behaupten wir daher weiters die Unmöglichkeit, favorisierte Voraussagen über künftige Entwicklungen treffen zu können: komplexen Systemen ist ein Grad an Unberechenbarkeit immanent, der unaufhebbar ist.2 Alle im Folgenden antizipierten Szenarien werden sich nicht mit den künftigen Fakten decken: Alternativen, Alterationen, Komplemente sind denkbar. Zugleich bleibt offen, wie das Künftige interpretiert werden wird, da auch die Interpretation selbst dem Veränderungssog des Zeitlichen ausgesetzt ist und wiederum mögliche Entwicklungen beeinflusst.
Ökonomische, ökologische, kulturtechnische, migrantische, ethnische, ethische etc.
Wir fassen diese Tatsache analog zum Goedel’schen Unvollständigkeitsaxiom in der Mathematik auf, das im Kern besagt, dass jeder widerspruchsfreie Kalkül, der es erlaubt, von den natürlichen Zahlen zu sprechen, unendlich viele Aussagen enthält, die in diesem Kalkül weder bewiesen noch widerlegt werden können. Solche Aussagen heißen unentscheidbar.
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Literatur
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Hartmann, C., Hillinger, M. (2007). Alter(n)stopografien. In: Pasero, U., Backes, G.M., Schroeter, K.R. (eds) Altern in Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90416-0_13
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