Auszug
Es gehört wohl zu den menschlichen Grundeigenschaften, die Zukunft nicht tatenlos auf sich zukommen zu lassen, sondern sie vielmehr so weit wie möglich auszukundschaften, bevor sie eintritt. Entsprechend hatte das Orakel schon in der Antike eine bedeutende Stellung und die Vertreter dieser Zunft oftmals einen entscheidenden Einfluss: Man denke nur an die Orakelsprüche der Pythia, deren bekanntester der an den König Kroisos war, der – beflügelt von dem Orakel, er werde ein großes Reich zerstören – in den Krieg zog und übersah, dass sein eigenes auch gemeint gewesen sein konnte. Der Wunsch, die Zukunft zu wissen, ist bis heute aktuell geblieben, Astrologen haben enormen Zulauf – zugleich haben sich aber neue Formen des „Orakeins“ um Zukunftsentwicklungen etabliert, die auf avancierteste Technik zurückgreifen können. Gleichwohl gilt auch: „Noch nie war die Zukunft so rätselhaft wie am Ende des 20. Jahrhunderts. Alle Voraussagemaschinen sind gestört, und keiner gelingt es, die Komplexität der heutigen Welt zu erfassen, in der alles mit allem zusammenhängt, alles sich vermischt (...) die Welt ist nicht nur entzaubert, sie hat auch kein Ziel mehr, ein ohne Kompaß auf dem Meer der Raumzeit umherirrendes trunkenes Schiff.“ (Minois 1998, S. 757).
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2007). Segmentierung von Zukunft: Wiederkehr von Heilsmotiven. In: Die Gegenwart der Zukunft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90404-7_5
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Print ISBN: 978-3-531-14641-6
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