Auszug
In der Systemtheorie wird eine insgesamt abnehmende gesellschaftliche Relevanz von Geschlechterdifferenzen angenommen und beobachtet - und zwar weil der historische Übergang von der ständischen zur modernen, funktional differenzierten Gesellschaft mit einem radikalen Wechsel der Teilnahmebedingungen von Individuen an Gesellschaft einhergeht. Gesellschaftsstrukturell wie normativ geht mit diesem Übergang die Aufhebung partikularer Zugangsbeschränkungen und eine entsprechende Neutralisierang der Geschlechterdifferenz einher, wie sie der in Stände differenzierten Gesellschaft noch strukturell entsprach (Weinbach/Stichweh 2001; Heintz 2001). Beschreibungen asymmetrischer geschlechtlicher Differenzierungen stoßen in der Systemtheorie damit vergleichsweise schnell an Grenzen - selbst wenn sie empirisch evident sind. Eine zuschreibende Aktivierung von Geschlechterdifferenzen erscheint lediglich dort erwartbar, wo Personen relevant werden - und plausibel ist, dass dies weniger dort der Fall ist, wo sachlich definierte (Leistungs- und Publikums-)Rollen in der Kommunikation erwartbar machen, was erwartet werden kann, sondern vor allem in Interaktionen, die von Personen samt ihrem Geschlecht nicht absehen können (Weinbach 2003; Heintz 2003, 2006; Heintz et al. 2006).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bommes, Michael (1996): Ausbildung in Großbetrieben. Einige Gründe, warum ausländische Jugendliche weniger Berücksichtigung finden, in: Ralph Kersten, Doron Kiesel und Sener Sargut (Hrsg.), Ausbilden statt Ausgrenzen. Jugendliche ausländischer Herkunft in Schule, Ausbildung und Beruf, Frankfurt/M., S. 31–44
Bommes, Michael/ Tacke, Veronika (2005): Luhmann’s Systems Theory and Network Theory, in: David Seidl und Kai-Helge Becker (Hrsg.), Niklas Luhmann and Organization Studies, Kopenhagen, S. 282–304
Bommes, Michael/ Tacke, Veronika (2006): Das Allgemeine und das Besondere des Netzwerkes, in: Betina Hollstein und Florian Straus (Hrsg.), Qualitative Netzwerkanalyse, Wiesbaden, S. 37–62
Fuchs, Peter (1997): Adressabilität als Grundbegriff der soziologischen Systemtheorie, in: Soziale Systeme 3, S. 57–79
Granovetter, Marc (1973): The Strength of Weak Ties, in: American Journal of Sociology 76, S. 1360–1380
Hellmann, Kai-Uwe (2004): 1988-und was nun? Eine Zwischenbilanz zum Verhältnis von Systemtheorie und Gender Studies, in: Sabine Kampmann, Alexandra Karentzos und Thomas Küpper (Hrsg.), Gender Studies und Systemtheorie. Studien zu einem Theorietransfer, Bielefeld, S. 17–46
Heintz, Bettina (2000): Gemeinschaft ohne Nähe? Virtuelle Gruppen und reale Netze, in: Udo Thiedeke (Hrsg.), Virtuelle Gruppen. Charakteristika und Problemdimensionen. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 188–218
Heintz, Bettina (2001): Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Geschlechtersoziologie. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, S. 9–29
Heintz, Bettina (2003): Die Universalität der Wissenschaft und die Partikularität des Geschlechts. Geschlechteranterschiede im disziplinären Vergleich, in: Theresa Wobbe (Hrsg.), Zwischen Vorderbühne und Hinterbühne. Beiträge zum Wandel der Geschlechterbeziehungen in der Wissenschaft vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bielefeld, S. 211–238
Heintz, Bettina (2006): Ohne Ansehen der Person? De-Institutionalisierungsprozesse und geschlechtliche Differenzierung, in: Sylvia Wilz (Hrsg.), Struktur, Konstruktion, Askription: Theoretische und empirische Perspektiven auf Geschlecht und Gesellschaft, Studienbrief, Fern-Universität Hagen, S. 213–232 (erscheint 2007 als Buch im VS-Verlag)
Heintz, Bettina/ Nadai, Eva (1998): Geschlecht und Kontext. De-Institutionalisierungsprozesse und geschlechtliche Differenzierung, in: Zeitschrift für Soziologie 27, S. 75–93
Heintz, Bettina/ Merz, Martina/ Schumacher, Christina (2006): Die Macht des Offensichtlichen. Voraussetzungen geschlechtlicher Personalisierang in der Wissenschaft, Manuskript
Holzer, Boris (2006): Netzwerke, Bielefeld
Luhmann, Niklas (1995b): Die Form Person, in: Ders. (Hrsg.), Soziologische Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch, Opladen, S. 142–154
Luhmann, Niklas (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft, 2 Bde. Frankfurt/M.
Ohlendiek, Lutz (2003): Gender Trouble in Organisationen und Netzwerken, in: Ursula Pasero und Christine Weinbach (Hrsg.), Frauen, Männer, Gender Trouble. Systemtheoretische Essays, Frankfurt/M., S. 171–185
Pasero, Ursula (1994): Geschlechterforschung revisited. Konstruktivistische und systemtheoretische Perspektiven, in: Theresa Wobbe und Gesa Lindemann (Hrsg.), Denkachsen. Zur theoretischen und institutionellen Rede von Geschlecht, Frankfurt/M., S. 264–296
Stichweh, Rudolf (1990). Sport. Ausdifferenzierung, Funktion, Code, in: Sportwissenschaft 20, S. 373–389
Stichweh, Rudolf (1996): Professionen in der funktional differenzierten Gesellschaft, in: Arno Combe und Werner Helsper (Hrsg.), Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns, Frankfurt/M., S. 49–69
Stichweh, Rudolf (2000a): Adresse und Lokalisierung in einem globalen Kommunikationssystem. In: ders., Weltgesellschaft. Soziologische Analysen, Frankfurt/M., S. 220–231
Stichweh, Rudolf (2000b): Soziologie des Vereins. Strukturbildung zwischen Lokalität und Globalität, in: Emil Brix und Rudolf Richter (Hrsg.), Organisierte Privatinteressen. Vereine in Österreich, Wien, S. 19–31
Stichweh, Rudolf (2004): Zum Verhältnis von Differenzierungstheorie und Ungleichheitsforschung am Beispiel der Systemtheorie der Exklusion, in: Thomas Schwinn (Hrsg.), Differenzierung und soziale Ungleichheit. Die zwei Soziologien und ihre Verknüpfung, Frankfurt/M., S. 353–367
Stichweh, Rudolf (2005): Wissen und die Professionen in einer Organisationsgesellschaft, in: Thomas Klatetzki und Veronika Tacke (Hrsg.), Organisation und Profession, Wiesbaden
Tacke, Veronika (2000): Netzwerk und Adresse. In: Soziale Systeme 6, S. 291–320
Tacke, Veronika (2006): System, Netzwerk und Geschlecht. Über sekundäre Ordnungsbildung, schweigende Inklusionsverhältnisse und Partikularismus in der modernen Gesellschaft, in: Sylvia Wilz (Hrsg.), Struktur, Konstruktion, Askription: Theoretische und empirische Per spektiven auf Geschlecht und Gesellschaft, Studienbrief, Fern Universität Hagen, S. 233–264 (erscheint als Buch 2007 im VS-Verlag)
Tyrell, Hartmann (1986): Geschlechtliche Differenzierung und Geschlechterklassifikation, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 38, S. 450–489
Weinbach, Christine (2003): Die systemtheoretische Alternative zum Sex-und Gender-Konzept: Geschlecht als geschlechtsstereotypisierte Form.Person', in Ursula Pasero und Christine Weinbach (Hrsg.), Frauen, Männer, Gender Trouble. Systemtheoretische Essays, Frankfurt/M., S. 144–170
Weinbach, Christine (2004): Systemtheorie und Gender. Das Geschlecht im Netz der Systeme, Wiesbaden
Weinbach, Christine/ Stichweh, Rudolf (2001): Die Geschlechterdifferenz in der funktional differenzierten Gesellschaft, in: Bettina Heintz (Hrsg.), Geschlechtersoziologie, Wiesbaden, S. 30–52
Whitley, Richard (1982): The Establishment and Structure of the Sciences as Reputational Organizations, in: Norbert Elias, Herminio Martins und Richard Whitley (Hrsg.), Scientific Establishments and Hierarchies, Dordrecht, S. 313–357
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Tacke, V. (2007). Netzwerk und Geschlecht - im Kontext. In: Weinbach, C. (eds) Geschlechtliche Ungleichheit in systemtheoretischer Perspektive. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90402-3_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90402-3_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14364-4
Online ISBN: 978-3-531-90402-3
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)