Auszug
Fotografien ohne Kontext gleichen eher vagabundierenden Zeichenträgern, denn je nach Kontext können fotografische Bilder ihre Bedeutung wandeln. Ein Apfel auf einem Foto kann einfach ein Nahrungsmittel anzeigen oder aber ein Symbol darstellen. Das Motiv kann zufallig zustande gekommen oder aber absichtsvoll ins Zentrum gesetzt worden sein. Deshalb gilt für Fotografieinterpretationen zunächst, dass (1) der Entstehungskontext, d. h. Zeit, Ort und Region, bekannt sein muss, dass (2) die Herkunft erschlossen werden kann, d. h. zumindest Angaben zum Status der Fotografin oder des Fotografen (professionell, Amateur oder Knipser) gemacht werden können, und (3) zuletzt auch der Verwendungskontext bekannt sein sollte, da dieser darüber Auskunft gibt, welche soziale Funktion die Fotografie hatte (öffentlich, privat, institutionsöffentlich). Diese Klassifikation muss für Fotografien zunächst gewährleistet sein, um dann Fotoserien für die Interpretation zusammenstellen zu können. Erst solche chronologischen oder systematischen Serien lassen im späteren Verlauf der Fotoanalyse auch Aussagen über die Relevanz der aufgestellten Hypothesen zu. Wir haben für fotografische Quellen ein abgestuftes Verfahren entwickelt, die seriell-ikonografische Fotoanalyse, die es erlaubt, sowohl einzelne Fotografien zu interpretieren als auch ganze Serien kriteriengeleitet zusammenzustellen und als gesamten Korpus zu analysieren.
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Pilarczyk, U. (2006). Selbstbilder im Vergleich. Junge Fotograf/innen in der DDR und in der Bundesrepublik vor 1989. In: Marotzki, W., Niesyto, H. (eds) Bildinterpretation und Bildverstehen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90399-6_10
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