Auszug
Die soziologischen Theorien der reflexiven Modernisierung beschreiben die abendländische Gesellschaft des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts als eine mit sich selbst konfrontierte Moderne, die sich mit den eigenen Grundprinzipien auseinandersetzt. Giddens (1991, S. 3) sieht die moderne Gesellschaft in einer Entwicklungsphase, „in which the consequences of modernity are becoming more radicalized and universalized than before“. Die Enttradi-tionalisierung erfaßt alle Lebensbereiche, keine Selbstverständlichkeit bleibt von reflexiver Entzauberung ausgenommen. Die Optionen und Weltdeutungsangebote sind bis zur Unübersichtlichkeit gesteigert, Sicherheiten zerbrechen. Der Alltag wird entroutinisiert, kollektive Habitualisierungen werden mürbe. Soweit die einschlägigen Diagnosen, die aber nicht versäumen, zugleich auf die Rückseite der Freisetzung aus Traditionen hinzuweisen, auf die Ambivalenzen der Moderne ä auf „riskante Freiheiten“ und „riskante Chancen“, auf die „Tyrannei der Möglichkeiten“ (vgl. Beck/Beck-Gernsheim 1994; Giddens 1991; Gross 1994; Hitzler/Honer 1994; Keupp 1994).
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Literatur
So fragt ein Special des Spiegels im Jahr 1997, ob der deutsche Mann auf dem Weg „vom Macho zur Memme“ sei (Spiegel Special Nr. 7/1997). In einem Special der Zeitschrift Brigitte zum Thema Männer und ihre Gefühle aus dem Jahr 1999 diagnostiziert Klaus Hurrelmann: „Dem Mann steht das Wasser bis zum Hals“; eine Neuorientierung weg von einer einseitigen Berufsfixierung und hin zu mehr Familienorientierung sei dringend erforderlich (Brigitte Special SH 3/99). Ein Special von Geo Wissen über „Frau und Mann“ stellt im Jahr 2000 fest, Mannsein sei zu einer „hochriskanten Lebensform“ geworden. In jüngster Zeit berichtet der Spiegel mit Blick auf die deutlich schlechteren schulischen Leistungen des männlichen Nachwuchses von „angeknacksten Helden“ (Spiegel 21/2004, S. 82ff.). Susan Faludi, die 1993 noch in Verteidigung feministischer Erfolge vor dem backlash, dem „Zurückschlagen“ der Männer, gewarnt hatte, hat acht Jahre später eher Mitleid mit ihnen, die sie nun als „das betrogene Geschlecht“ bezeichnet (Faludi 1993, 2001).
Lash (1992, S. 266) nennt populärwissenschaftliche Ratgeber als ein Beispiel für „reflexive Selbstkontrolle (self-monitoring) mit Hilfe von Expertensystemen“. Die Männerverständigungsliteratur dient, auch wenn sie nicht voll dem Genre der Ratgeberliteratur entspricht, ebenfalls einer Selbstbeobachtung zwar nicht der gesamten Gesellschaft, aber doch einer spezifischen Subsinnwelt.
Zur weiteren begrifflichen Unterscheidung von Risiko und Gefahr vgl. Bonß 1991, S. 264; Luhmann 1990, passim.
Für eine ausführlichere Darstellung vgl. Meuser 2006c.
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(2006). Schluß. In: Geschlecht und Männlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90371-2_9
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