Auszug
In der vorliegenden Lite ratur zur Ethnografie wird die Einsozialisation von FeldforscherInnen ins Feld intensiv diskuti ert und beschrieben (vgl. Wolff 2000). Dies ist nicht zufällig, zumal die Einsozia lisation in ein Feld im gesamten Feldforschungsprozess als die heik elste und schwierigste Phase bezeichnet werden kann. Als Fremde/r bewegt man sich auf unsicherem Terrain, weil die Feldregelnnicht vertrautsind, der Grad an Zugang nicht sichergestellt ist und kaumbek anntist, was passierenwird. Wie Herbert Kalthoff (1997; S. 243; Hervorhebung im Original) feststellt, geht es in der Phase der Einsozialisation ins Feld um die „Erzeugung von Kreditwürdigkeit (⋯). Die Frage des Feldzugangs ist eine Frage, wie der Beobachter, der ‚vom Standpunkt der Gruppe aus, welcherer sich nähert, (⋯) ein Mensch ohne geschichte‘ (Schütz 1972, S. 60) ist, in den Augen der Teilnehmer in dieser Anfangsphase der Forschung plausibel wird, d. h. an die institutionelle Geschichte oder den feldspe zifischen Rahmen anknüpfen kann“. EthnografInnen mischen sich in den Alltag ein, um Teil des Alltags zu werden. Es gilt die anfänglich strukturell ange legten verschiedenen Interessen, die Distinktionen, Geschlechterspannung en und die differierenden Kommunikationsstile und Verh altensweisen (vgl. Küster 20 00, S. 106) auszuhalten und die tendenzielle Geschlossenheit der sozialen Situation „Feldforschung“ zu öffnen. FeldforscherInnen begegnen den Abwehr- und Vereinnahmungsstrategien der FeldteilnehmerInnen und sind mit ihren eigenen Fremdheitserfahrungen und moralischen Bed enken konfrontiert. Mit zunehmender Dauer der Feldteil enahme erlangen die ForscherInnen jedoch „Geschichte“ im Feld. Dies bleibt jedoch spannungsreich.
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Literatur
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Schoneville, H., Köngeter, S., Gruber, D., Cloos, P. (2006). Feldeintritte. In: Cloos, P., Thole, W. (eds) Ethnografische Zugänge. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90369-9_15
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