Auszug
Im Mittelpunkt unserer bisherigen Analysen stand die systematische Beschreibung der öffentlichen Diskurse über Humangenomforschung im Ländervergleich. Über diese Beschreibung hinaus wollen wir im Folgenden versuchen, die Standing-, Positionierungs- und Framing-Struktur der Diskurse zu erklären. Wie wir in der Einleitung bereits betont haben, werden wir dabei nicht in der Lage sein, eine Erklärung im strikten Sinne der wissenschaftlichen Bedeutung des Wortes zu präsentieren, in der verschiedene Ursachenfaktoren in ihrem relationalen Einfluss auf die abhängigen Variablen möglichst exakt bestimmt werden. Die hier angebotene Erklärung fußt auf Plausibilitätsargumenten, die von uns nur zum Teil empirisch abgesichert werden können.
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Literatur
Ähnlich argumentieren Christine Eilders, Friedhelm Neidhardt und Barbara Pfetsch in ihrer Studie zu den „Stimmen der Medien“, in der sie die Kommentare von Printmedien analysiert haben (Eilders et al. 2004; Eilders und Lüter 1998).
Diese Vermutung wird durch Umfragedaten gestützt. Darin zeigt sich, dass Menschen, die sich selbst als eher „rechts“ einstufen, Biotechnologie häufiger gutheißen als Menschen, die sich als eher „links“ einschätzen (vgl. Eurobarometer 1991: 47; 1997: 36). Ein ähnlicher Zusammenhang lässt sich auch für die Einstellung von Menschen zu Wissenschaft und Technologie und zu Fortschritt im Allgemeinen zeigen (Inglehart 1997: 79). Dieser Zusammenhang muss aber nicht für alle Themen gleichermaßen gelten. In der öffentlichen Debatte über die Forschung an embryonalen Stammzellen finden sich auch im rechts-konservativen Lager Kritiker der Forschung, was wohl damit zusammenhängt, dass dieses Thema Fragen des Lebensschutzes tangiert (vgl. z. B. Düwell und Graumann 2002).
Das Modell ist ursprünglich zur Erklärung der Entstehung der politischen Agenda entwickelt worden (vgl. v. a. Cobb et al. 1976; Cobb und Elder 1983), wird aber mittlerweile auch dazu verwendet, die Charakteristika massenmedialer Berichterstattung zu erklären (vgl. z. B. Berkovitz 1987; Protess et al. 1992; Reese 1991; Reese und Danielian 1989).
Auch für verschiedene Datenbanken mit genetischen Informationen lässt sich für die zweite Hälfte der 1990er und v. a. für die Jahre ab 1999 ein exponentieller Anstieg ihres Umfangs zeigen (vgl. Hucho et al. 2005: 37ff.), der die wachsende innerwissenschaftliche Bedeutung der Humangenomforschung verdeutlicht.
Der Verein wurde, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, Ende 2005 aufgelöst (Föderverein Humangenomforschung und Biotechnologie 2005).
Dass zwischen dem Standing und der Bewertung ein enger Zusammenhang besteht, konnten wir auch in einer anderen, historisch angelegten Studie zeigen, in der wir die Positionen und die Deutungen zur Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts in Deutschland analysiert haben (vgl. Gerhards und Rössel 1999).
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(2006). Erklärung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Diskurscharakteristika. In: Die Herstellung einer öffentlichen Hegemonie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90351-4_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90351-4_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14964-6
Online ISBN: 978-3-531-90351-4
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