Auszug
Auf den ersten Blick erscheint es nicht nahe liegend, Max Webers im Titel genannte Begriffe für eine Schärfung des Deutungsmacht-Konzepts zu befragen. Macht in Webers Soziologischen Grundbegriffen hat eine, wie Gerhard Göhler es nennt, transitive Bedeutung, ist also der Verfügungsmacht oder gar der Gewalt näher als der Deutungsmacht. Den Autoritätsbegriff hat Weber im Laufe der Entwicklung seiner Herrschaftssoziologie zugunsten des Herrschaftsbegriffs weitgehend aufgegeben, und beiden hängt das grundlegende Verhältnis von Befehl und Gehorsam an. Auch der von Weber zum Idealtyp zugespitzte Charisma-Begriff wird in der Regel auf einzelne Persönlichkeiten bezogen, die sich durch umfassende Gestaltungsmacht auszeichnen. Dennoch soll auf der Grundlage von Webers Wirtschaft und Gesellschaft der Versuch unternommen werden, einen Begriff von Deutungsmacht, speziell aus seiner Herrschaftssoziologie, zu entwickeln.
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Literatur
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Schmidt, R. (2006). Macht, Autorität und Charisma. In: Vorländer, H. (eds) Die Deutungsmacht der Verfassungsgerichtsbarkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90350-7_2
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