Auszug
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit zwei Fragen. Erstens soll analysiert werden, wie sich eine separate sonderpädagogische Förderung auf das (berufs-) biografische Handeln von benachteiligten Jugendlichen auswirkt und zweitens wird untersucht, ob die Praxis des Job-Coaching eine erfahrene Stigmatisierung kompensieren kann. Zunächst werden Ergebnisse einer Studie zur beruflichen Orientierung benachteiligter Jugendlicher präsentiert, die anhand empirischen Materials belegen, wie der Besuch der Sonderschule für Lernbehinderte die soziale Benachteiligung der Jugendlichen verstärkt (vgl. Pfahl 2004). Dabei wird aufgezeigt, dass die strukturelle Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Sonderschulen mit einer (berufs-)biografischen Benachteiligung von Schulabgängerinnen von Lernbehindertenschulen einhergeht. Anschließend wird reflektiert, inwiefern sozialpolitische Interventionen die Stigmatisierung so genannter ‚lernbehinderter’ Jugendlicher kompensieren können. Das hier diskutierte Job-Coaching ist eine Form persönlicher Begleitung und Beratung, das auf eine Vermittlung universalistischer gesellschaftlicher Erwartungen zielt, um sozial benachteiligten Jugendlichen eine ermutigende und zugleich realistische Berufsperspektive nahe zu bringen. Sie erfasst die spezifische Problemlage von Sonderschulabgängerinnen und -abgängern und sucht nach individuellen Lösungen. Unklar blieb bislang jedoch, ob bildungspolitische Interventionen, die den Status von Sonderschülerinnen und -schülern als Gruppe reformieren, tatsächlich die bessere Grundlage für eine gelingende Berufsorientierung bieten können.
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Pfahl, L. (2006). Schulische Separation und prekäre berufliche Integration: Berufseinstiege und biographische Selbstthematisierungen von Sonderschulabgänger/innen. In: Spies, A., Tredop, D. (eds) „Risikobiografien“. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90329-3_9
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