Auszug
So steht am Anfang und am Ende dieses zweiten Bandes zur deutschen Sozialstaatsgeschichte eine Nachkriegszeit und -situation. Dazwischen liegen katastrophale und höchst fragwürdige sozialökonomische „Wechsellagen“: Inflation, Stabilisierung, Weltwirtschaftskrise, ein Wirtschaftsaufschwung im Zeichen eines „Rüstungskeynesianismus“, eine „boomende“, Tod und Verderben produzierende Kriegswirtschaft, der ökonomische Zusammenbruch als Folge der herannahenden Niederlage. Eingebunden in diese Fundamentalprozesse wechseln die Herrschaftsformen. Vor der Geräuschkulisse revolutionärer Unruhen entsteht die in weiten Kreisen ungeliebte, bekämpfte und gefährdete Demokratie. Verknüpft mit den sozialökonomischen Fundamentalprozessen findet sie ihr Ende in den Präsidialdiktaturen auf die sodann die NS-Diktatur folgt, die selbst wiederum ihre spezifischen Entwicklungsphasen durchläuft und die erst mit dem militärischen Sieg der Anti-Hitler- Koalition und der Besetzung des deutschen Territoriums ihr Ende findet. Das leitet schließlich zu jener zweiten Nachkriegszeit über, deren Darstellung und Analyse nicht mehr Gegenstand dieses Bandes sein kann. In diese Entwicklung eingebunden, läßt sich der Aufstieg und Niedergang zweier Formen der staatlichen Sozialpolitik beobachten und analysieren. Es entsteht und vergeht der „demokratische Sozialstaat“ der Weimarer Republik und der „völkische Sozialstaat“ der NS-Diktatur. Beide Sozialstaatstypen entstehen in dramatischen gesellschaftlichen und politischen „Umbruchsituationen“. Sie beginnen ihre historische Existenz jedoch nicht ohne historischen „Vorlauf“, seien das nun Ideen oder relativ „binnenrationale“ weltanschauliche „Großkonzepte“, in der Vergangenheit gescheiterte Vorstöße und sie begleitende Diskussionen oder bereits bestehende „Vorstufen“ oder Vorbilder, die stilbildend wirken.
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Literatur
So der entsprechende Begriff aus der ökonomischen Forschung; vgl. als neueren Beitrag etwa: Schreyögg, Jonas, Farhauer, Oliver: Die Reformfähigkeit der Sozialpolitik in Deutschland aus der Sicht der ökonomischen Theorie der Pfadabhängigkeit. In: Sozialer Fortschritt, 53(2004)10, 247–253.
Vgl. dazu mit weiterführender Literatur: Zimmerer, Jürgen: Die Geburt des „Ostlandes“ aus dem Geiste des Kolonialismus. In: Sozial.Geschichte, 19(2004)1, 10–73.
Vgl. die Verteidigungsschrift des damaligen Ministerialbeamten: Eckert, J.(osef): Schuldig oder entlastet? München 1947, 202.
Röhr, Werner: Einleitung. In: Europa unterm Hakenkreuz. Okkupation und Kollaboration (1938–1945). Berlin, Heidelberg 1994, 17–30, hier: 24.
Vgl. insgesamt auch die sehr empfehlenswerte Studie von: Süß, Winfried: Der ‚Volkskörper ‘im Krieg. München 2003.
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(2006). Rückblick und Ausdeutung. In: Staatliche Sozialpolitik in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90328-6_5
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