Auszug
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vor dem Hintergrund der niedrigen Geburtenzahlen in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Die Familienministerin Ursula von der Leyen beispielsweise beklagt, dass „Kinderlosigkeit in Deutschland inzwischen fast zur Voraussetzung für Karriere und Erfolg im Beruf geworden“ ist (so z. B. in der ‚Welt’ vom 28.04.06). Entsprechend gelten berufliche Ambitionen, insbesondere von Frauen, als eine Ursache für den Aufschub oder den Verzicht auf eine Familiengründung. Wie genau jedoch das Zusammenspiel von Erwerbsverlauf und generativem Verhalten funktioniert, wie „Arbeitserfahrungen und Erwerbsverläufe in ihrer subjektiven Bedeutung mit Überlegungen und Entscheidungen zur Familiengründung verbunden werden und in die Gestaltung weiblicher und männlicher Lebensverläufe einfließen“, ist wenig erforscht (Witzel und Kühn 2001: 56). Weitestgehend unberücksichtigt bleibt auch die Frage, ob es in diesen subjektiven Bedeutungszuschreibungen Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen jungen Erwachsenen gibt.2 Es ist bekannt, dass sich sowohl die Erwerbsverläufe als auch die Muster der Familiengründung — insbesondere von Frauen — in der DDR und der BRD deutlich unterschieden. Junge Frauen, die derzeit vor einer Familiengründung stehen, sind in diesen unterschiedlichen Systemen mit ihren unterschiedlichen Familienmodellen aufgewachsen. Welche Bedeutung hat das für die Gestaltung ihres Lebensverlaufes? Wie versuchen sie Familiengründung und Erwerbsarbeit zu verbinden?
Die Autorinnen danken Holger von der Lippe, Andreas Klärner, Christin Schröder und Tina Hannemann für wertvolle Kommentare zu diesem Aufsatz.
Andreas Witzel und Thomas Kühn beispielsweise untersuchen die Lebensverläufe junger Erwachsener aus zwei westdeutschen Regionen mit unterschiedlichen Arbeitsmarktbedingungen. Sie finden u. a., dass für Frauen insbesondere beim Erreichen einer subjektiven Altersgrenze um die 30 ein erhöhter subjektiver Druck entsteht, eine Familiengründung zu realisieren. Karriereambitionierte Frauen nehmen dann zunehmend Familie und Beruf als grundsätzlich unvereinbar wahr und „suchen nach familienverträglichen Lösungen durch ‚gebremste’ Karrieren“ (Witzel und Kühn 2001: 78).
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Literatur
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Bernardi, L., Keim, S. (2007). Anfang dreißig und noch kinderlos? Lebenswege und Familienmodelle berufstätiger Frauen aus Ost- und Westdeutschland. In: Konietzka, D., Kreyenfeld, M. (eds) Ein Leben ohne Kinder. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90323-1_11
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14933-2
Online ISBN: 978-3-531-90323-1
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