Auszug
Rekapitulieren wir zum Schluss noch einmal die wichtigsten Einsichten, die aus dem bisher Dargestellten gewonnen werden können. Generell kann für alle untersuchten ‘Denkstile’ festgehalten werden, dass demographische Untersuchungen zur Größe, dem Bestand oder der Entwicklung von Bevölkerung(en) nicht von der Untersuchung einer sozial stratifizierten Gesellschaft getrennt wurden. In der Periode des Nationalsozialismus setzten sich Bevölkerungswissenschaftler mit einer bestimmten Motivation mit’ sozialer Ungleichheit’ auseinander: erst die Aufnahme sozialer Unterscheidungsmerkmale zwischen Subpopulationen versprach die Steuerungsfähigkeit des Staates auf die demographische Entwicklung zu erhöhen. Die Intention der Bevölkerungssoziologie nach 1945 wurde dann nach und nach, wie wir gesehen haben, eher eine umgekehrte, nämlich etwas über die Bedeutung demographischer Vorgänge für den Erneuerungsprozess einer Gesellschaft zu erfahren. Die These jedoch, dass in der NS-Zeit gesellschaftliche Unterschiede angeblich deshalb nicht öffentlich thematisiert werden durften, weil sie der Ideologie einer egalitären „Volksgemeinschaft“ widersprochen hätten, wird hier für den Bereich der sozialwissenschaftlichen Bevölkerungswissenschaft nachdrücklich widersprochen.
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Literatur
Deshalb war es auch nicht ein biologisch-genetischer Rassenbegriff, der in die sozialwissenschaftHch orientierte Bevölkerungsforschung derNachkriegsjahre hineinreichte, sondem der Begriff „Rasse“ wurde mit einer alteren, einer genealogischen Vorstellung des Ein- bzw. Ausschließens von Bevölkerungen verbunden. Diese Forschung arbeitete stark mit Taxonomien und war in erster Linie merkmalsorientiert.
Vgl. Dahrendorf 1985:784–785.
Vgl. dazu auch die Diskussion in der Soziologie: Barlösius 2004
Vgl. dazu bereits Gutberger 2005
Vgl. Mackensen 1967:14b mit Bezug auf Hauser / Duncan 1959
Vgl. Arendt 1955; Anderson 1988; Bock 1986
Hradil 2002:372.
Gemeint sind Ausführungen des Heidelberger Anthropologen Friedrich Vogel in einem Aufsatz zum Thema „Sind Rassenmischungen schadlich?“ (vgl. Vogel 1983:9f.)
Pinn/ Nebelung 1992:25f.
Vgl. zur Selbstmobilisierung der Wissenschaft unter NS-Bedingungen auch: Herbert 2004.
Vgl. Gutberger 21999
Vgl. Geiger 1967 (1932): 125.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2006). Schlussfolgerungen. In: Bevölkerung, Ungleichheit, Auslese. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90318-7_4
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