Zeig mir, was Du meinst! Anmerkungen zur Didaktik des Verstehens

Auszug

Im Folgenden soll auf die didaktisch-technologische Seite des Verste-hensproblems eingegangen werden, und zwar unter der Voraussetzung, dass die Didaktik die Technologie des Erziehens darstellt und dass überhaupt die Pädagogik technologisch orientiert ist oder es sein sollte. Bevor sich die Nackenhaare sträuben und der anti-technologische Affekt durchgreift, scheint es allerdings geboten, den Ausdruck ‚Technologie ‘näher zu erläutern. Gemeint sind die Verfahren, Methoden Strategien und Formen, mit denen wir bestimmte Effekte zu erreichen suchen, egal ob wir uns des Ergebnisses ziemlich sicher sein können wie beim Anlassen eines Motors, oder so ungewiss wie bei Heiratsanträgen oder Opernpremieren, Wahlkämpfen oder Erziehungsakten. So gesehen ist Erziehung eine soft technology; Didaktik als Lehre von den Formen des Erziehens ihre zentrale Aufgabe. Es ist etwas seltsam, wenn gelegentlich mit einer gewissen menschheits-besorgten Attitüde davor gewarnt wird, dass bestimmte Verfahren allzu erfolgreich seien und die Freiheit des Lernens gefährden könnten, als ob nicht eben dieser Wirksamkeit die erzieherische Bemühung gelte. Doppelt seltsam ist es, wenn in gleichem Atemzuge erklärt wird, Sicherheit der Wirkungen könne es gar nicht geben. Warum dann die Sorge, es gehe allzu ‚technologisch ‘zu? Deshalb noch einmal: Pädagogik ist eine technologische Disziplin. Das von Eduard Spranger einmal so bezeichnete „Hebelproblem“ (Spranger 1958: 17ff.) ist ihre maßgebende Aufgabe.