Auszug
Im Folgenden wird begründet, warum eine modifizierte Fassung von Jürgen Habermas’ Konzept deliberativer Demokratie als Bezugsrahmen gewählt wird. Prinzipiell eignet es sich deshalb, weil seine empirische Anlage ein breites Spektrum sowohl formeller als auch informeller Instanzen des Politikprozesses erschließt. Es ist gegenüber empirischen Ausdifferenzierungen offen, für die sich Anregungen unterschiedlichster methodologischer Positionen nutzen lassen. Im Besonderen lässt es eine Konzentration auf Prozesse dissensorientierter Kompromissbildung zu, obwohl es konsensorientiert konzipiert wurde. Ungeachtet der hier nicht zu diskutierenden prozeduralistischen Begründung von Habermas’ normativer Grundposition,15 ist diese so elastisch umschrieben, dass sie sich mit den Intentionen der meisten westlichen Verfassungsstaaten in Einklang bringen lässt. Sie ist dazu geeignet, idealistische Realitätsferne ebenso zu vermeiden wie rigorosen Elitismus.
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Literatur
Er nennt sie, von Karl-Otto Apel angeregt, tanszendentalpragmatisch; vgl. zur Begründung beispielsweise Habermas 1983: bes. 86–124.
„A Theory of Justice, 1. Aufl. 1972 (im Folg. zit.: Theory); hier benutzt in der Ausgabe: Oxford University Paperback, Oxford 1973.
John Rawls 1996 (Political Liberalism. With a New Introduction and the „Reply To Habermas“).
So Habermas zusammenfassend im Interview mit T. Hviid Nielsen, abgedr. in: Habermas 1990
Faktizität 1992: 205; vgl. zur Auseinandersetzung mit Elster auch: Faktizität 1992: 408–415.
Political Liberalism 1996: 389; Konsens in einem ganz anderen Sinne nennt Rawls die mögliche Übereinstimmung mit weltanschaulichen Positionen, die darauf zu überprüfen sind, ob sie zu den jeweils erreichten Kompromissen passen (ebda.).
Bei Foucault ist das theoretische Interesse nur implizit vorhanden, weil er sich in seinen verzweigten empirischen Arbeiten nicht durch andere und sich selbst einengen lassen will. Gegen Ende seiner empirisch akzentuierten Schaffenszeit lässt er sich dann freilich in einzelnen Aufsätzen aus der „theoretischen Reserve“ locken: Vgl. die folgenden für Foucaults Methodologie zentralen Aufsätze: „Warum ich Macht untersuche: Die Frage des Subjekts“ und „Wie wird Macht ausgeübt?“, abgedr. in: Dreyfus/ Rabinow 1987: 243–250; 251–261; eine zusammenfassende Darstellung von Foucaults methodologischem Selbstverständnis findet sich auch in: Foucault 1983: 113–124 (Kap. IV.2 Methode). Die folgende Darlegungen zu Pierre Bourdieus methodologischem Zugriff stützen sich auf eine ältere und eine neuere „Selbstauskunft“: vgl. Bourdieu 1987; vgl. Bourdieu/Wacquant 1992.
ERSTER TEIL (Soziologische Grundbegriffe), Kap. II./§ 16, Abs. 1 und 2, in: Weber 1972: 28.
Im Blick auf Bourdieu hat diesen Unterschied herausgearbeitet: Honneth 1999: 177–202.
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(2006). Komplexe Paketkompromisse im Bezugsrahmen deliberativer Demokratie. In: Politik des Kompromisses. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90304-0_6
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