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Einsamkeit durch Zweisamkeit? Die Europapolitik der zweiten Regierung Schröder

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Ende des rot-grünen Projektes

Auszug

Aus der europapolitischen Bilanz der ersten rot-grünen Bundesregierung leitete im Jahr 2002 eine kenntnisreiche Beobachterin eine zentrale Schlussfolgerung ab: „Es muss alles getan werden, um Frankreich wieder in eine konstruktive Rolle für Europa einzubinden“ (Müller-Brandeck-Bocquet 2002: 217). Eine (verkürzte) Legislaturperiode später ließ sich ein spektakuläres Wiederaufleben der französisch-deutschen Zusammenarbeit konstatieren (etwa Müller-Brandeck-Bocquet 2006), das zahlreiche Initiativen mit starkem Gestaltungswillen umfasste und in symbolhaften Akten wie der Vertretung Gerhard Schröders auf dem Europäischen Rat durch Jacques Chirac gipfelte. Einen Gewinn für Europa sahen manche Beobachter in dieser Zusammenarbeit jedoch nicht; vielmehr schien das Gespann aus dem französischen Staatspräsidenten Chirac und Kanzler Schröder eher für eine von Stagnation, Blockade und machtpolitische Gedankenlosigkeit geprägte Politik zu stehen (etwa Hacke 2005). Dieser Beitrag sucht einzuschätzen, ob diese Charakterisierung des Gestaltungswillens und -vermögens der deutschen (und mittelbar der französischen) Europapolitik unter den dramatisch geänderten außenpolitischen Kontextbedingungen der vergangenen Jahre — allen voran des Irakkrieges — zutreffend ist, welche Bedeutung also der deutsch-französischen Zusammenarbeit für die Europapolitik zukommt. Dafür wird die Politik der zweiten rot-grünen Bundesregierung im Chor der europäischen Partner in einer Reihe für die Zukunft der Union zentraler Themenfelder nachgezeichnet und bilanziert:1 Die Konstitutionalisierung Europas, die Erweiterung, die in diesem Kontext notwendigen Reformen redistributiver Politiken sowie die Erosion der Stabilitäts- und Wachstumspaktes.

Dieser Beitrag beansprucht also nicht, eine umfassende Bilanzierung deutscher Europapolitik und ihrer Determinanten darstellen zu können. Insbesondere wird die Alltagsarbeit „europäischer Innenpolitik“ nur gestreift. Auch die Europäisierung der deutschen Politik ist nicht Gegenstand.

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Ostheim, T. (2007). Einsamkeit durch Zweisamkeit? Die Europapolitik der zweiten Regierung Schröder. In: Egle, C., Zohlnhöfer, R. (eds) Ende des rot-grünen Projektes. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90302-6_21

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