Auszug
Mit jedem Arbeitsschritt demontiere Foucault die Unterwerfungen, die uns produzieren und konstituieren. So kennzeichnet Francois Ewald in den siebziger Jahren Foucaults Methode, seine Zeitgenossen ins Zweifeln zu bringen und zu verunsichern in ihren Auffassungen darüber, wer sie sind und wie sie handeln (Ewald 1978, 7). Foucault seziert Machtformationen und arbeitet die Produktivität der Macht in der Moderne heraus. Es geht ihm darum, die historischen Erscheinungsformen der Macht zu unterscheiden und zu charakterisieren, um herauszufinden, wie Subjekte gemacht sind. „Die Geschichte der Gegenwart, die Geschichte unserer Identität formuliert Foucault als Analyse der Verhältnisse von Macht und Wissen in unserer Gesellschaft“ (ebd., 10). Wichtig zum Verständnis dieser Analytik der Macht ist, dass Foucault keinen Machtbegriff anlegt, der mit Unterdrückung assoziiert ist, sondern „Macht in der Positivität ihres Funktionierens“ beschreibt (ebd., 11), hinsichtlich der konkreten Bedingungen ihrer Ausübung und ihrer Wirkungen. Betont wird „die Produktivität der Macht, die nicht nur unterwirft, sondern auch hervorbringt, indem sie Gegenstandsbereiche, Wahrheitsrituale und politische Räume gestaltet, die bestimmen, was etwa das Individuum und sein Wissen bedeuten“ (Meyer-Drawe 2001, 450). Macht ist ein Oberflächenphänomen, sichtbar und erfahrbar dort, wo sie wirkt. Sie ist nichts, was man identifizieren könnte, nicht etwas, das von außen dem Objekt der Macht auferlegt würde, sondern sie realisiert sich in der Subjektivität selbst.
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Messerschmidt, A. (2006). Michel Foucault (1926–1984). In: Dollinger, B. (eds) Klassiker der Pädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90301-9_13
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