Auszug
Nohl etablierte eine pädagogische Richtung, die „Göttinger Schule“, eine Variante der geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Aufbauend auf den Vorgaben Wilhelm Diltheys wurde er zu ihrem bekanntestem Vertreter und zu einem herausragenden, wenn auch heute umstrittenen, Interpreten der Reformpädagogik. Mit dem „pädagogischen Bezug“ legte er einen Versuch vor, die Grundstruktur der Erziehung herauszuarbeiten und die relative Autonomie der Pädagogik dadurch zu begründen. Er erlebte zwei Weltkriege und eine Zeit massiver gesellschaftlicher Umbrüche. Sein pädagogisches Interesse ist ohne diesen Kontext nicht zu verstehen; es lag in der erzieherischen Bearbeitung der grundlegenden Krisenerfahrungen, die mit einer sich massiv wandelnden Gesellschaftsform verbunden waren. Im Kern bedeutete dies die Suche nach einer neuen Einheit kultureller Erscheinungen und nach einer orientierenden Gewissheit angesichts gesellschaftlicher Differenzierungs- und kultureller Fragmentierungserfahrungen.
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Dollinger, B. (2006). Herrman Nohl (1879–1960). In: Dollinger, B. (eds) Klassiker der Pädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90301-9_11
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