Auszug
Wer sich — wie wir es in einem empirischen Forschungsprojekt tun1 — mit der Weitergabe und Aneignung von Bildung und Kultur in Mehrgenerationenfamilien beschäftigt und in diesem Sinn empirische Bildungsforschung als Habitusforschung betreibt, findet im Denken Bourdieus eine Vielzahl an inspirierenden Forschungsideen. Dabei verstehen wir die von Bourdieu vorgelegten Konzepte und Theoreme nicht als eine „Großtheorie“ im Sinne eines geschlossenen theoretischen Gebäudes, sondern als eine (Denk-)Werkzeugkiste, eine Sammlung von Instrumenten und Konzepten (wie Habitus, Reproduktion, kulturelles Kapital, Feld u.a.), die sich für uns sowohl bei der Entwicklung und methodischen Umsetzung unserer Forschungsfrage als auch bei der Auswertung der Daten als sehr hilfreich erweisen. Insofern nutzen wir die Arbeiten Bourdieus ganz in seinem Sinne als Teile eines Forschungsprogramms, das jeweils in einem neuen Produktionsakt reaktiviert und praktisch umgesetzt werden muss, damit sich seine Brauchbarkeit erweisen kann. Dass ein solches Verständnis und eine solche Nutzung seines analytischen Instrumentariums durchaus im Sinne Bourdieus ist, ergibt sich aus der Lektüre der Arbeit „Reflexive Anthropologie“ (Bourdieu/Wacquant 1996). Hier wird entschieden dafür plädiert, den Wert einer Theorie daran zu ermessen, inwieweit sie in der Lage ist, neue Fragestellungen für die Analyse der sozialen Welt und ihrer Wirkmechanismen hervorzubringen, die ohne sie nicht zu erfassen wären oder gar nicht erst in den Blick gerieten.
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Brake, A., Büchner, P. (2006). Dem familialen Habitus auf der Spur. Bildungsstrategien in Mehrgenerationenfamilien. In: Friebertshäuser, B., Rieger-Ladich, M., Wigger, L. (eds) Reflexive Erziehungswissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90294-4_4
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