Auszug
Im heutigen Europa stehen Demokratie und Religion wieder in einem spannungsreichen und manchmal auch sinnfreien Verhältnis. Sogar für die traditionelle Dimension religiöser Sinnstiftung von Politik lassen sich Belege finden. So wurde 1996 im Rahmen der Debatte für und wider die Fusion von Berlin und Brandenburg zu einem Bundesland immer wieder die Frage nach Sinn und Zweck dieses Vorhabens aufgeworfen. Ein Berliner Bezirksverein der CDU fand eine besonders prägnante Antwort mit dem Slogan: „Für ein christliches Preußen“. Darauf antworteten die Jungsozialisten mit eigenen Plakaten, auf denen zu lesen war: „Für ein buddhistisches Sachsen“.1 Nicht immer ist es so amüsant. Vielmehr werden eher ernste, zum Teil als existenziell eingestufte Fragen aufgeworfen. So gilt unter Muslimen die staatliche Reglementierung (in der Regel das Verbot) des Tragens von Kopftüchern in öffentlichen Räumen wie z.B. staatlichen Schulen oft als unzumutbarer Eingriff in die freie Religionsausübung, die ja von allen westlichen Demokratien in ihren Verfassungen garantiert wird. Dahinter stehen ganz grundsätzliche Fragen, nämlich Fragen nach der Vereinbarkeit von Religion und Demokratie oder genauer Fragen nach einer bestimmten Religion oder religiösen Prägung als Funktionsvoraussetzung oder Hemmnis der Demokratie. So wird z.B. dem Islam eine Demokratieverträglichkeit abgesprochen, obwohl die Bush-Administration derzeit damit beschäftigt ist, dem Mittleren Osten und dem Rest der Welt das Gegenteil zu beweisen.
Siehe Der Tagesspiegel, 3. Mai 1996.
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Literatur
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Für Einzelheiten vgl. hierzu u.a. Brumberg et al. (2003); Esposito et al. (1996); Tibi (1994).
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Minkenberg, M. (2006). Demokratie und die Religion heute — theoretische und empirische Betrachtungen zu einem besonderen Verhältnis. In: Augustin, C., Wienand, J., Winkler, C. (eds) Religiöser Pluralismus und Toleranz in Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90293-7_19
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-531-90293-7
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