Auszug
Das theoretische Modell, das den empirischen Auswertungen zu Grunde liegt (vgl. Kapitel 2, Abbildung 4), verknüpft Elemente verschiedener Traditionen, wobei drei theoretische Ansätze zentral sind: 1. die Desintegrationstheorie, wie sie bislang am deutlichsten von Anhut und Heitmeyer (2000) ausgearbeitet wurde; 2. die Threat-Theory, die an dieser Stelle sozialpsychologisch entsprechend den Arbeiten von Stephan und Stephan (2000) verstanden wird; und 3. die Autoritarismustheorie, die in zahlreichen neueren Veröffentlichungen (z.B. Oesterreich 1996) stärker auf gesellschaftliche Wandlungsprozesse rückbezogen wird. Den Bedrohungsgefühlen im Zuge der EU-Osterweiterung kommt dabei eine zentrale Vermittlungsfunktion zu, d.h. es wird davon ausgegangen, dass nicht alle Menschen gleichermaßen für eine negative Wahrnehmung makrosozialer Veränderungen empfänglich sind, sondern dass spezifische Antezedenzien wie die tatsächlich erlebte oder perzipierte Desintegration zu einer negativen Interpretation der Situation veranlasst. Personen, die Bedrohungen wahrnehmen, sollten sich dann, so die These, verstärkt Ideologien zuwenden, die eine Abwendung der Bedrohung versprechen. Diese Eigenschaft dürften am ehesten rechtsextreme Ideologien besitzen. Ein zentraler Bestandteil dieser ist die Annahme von Ungleichheit zwischen Angehörigen verschiedener Gruppen. Die Gruppen werden dabei in erster Linie national gefasst. Insofern können rechte Einstellungen als Vorstellungen über Ungleichheit und Ungleichwertigkeit von Menschen unterschiedlicher nationaler Herkunft beschrieben werden. Damit werden rechtsextreme Einstellungen sehr nah an das Konzept der ethnozentrischen Einstellungen gerückt. Dies ist intendiert, da die hier vorgelegte Studie beansprucht, die Konsequenzen eines sozialen Wandels auf der Einstellungsebene zu untersuchen.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2007). Messinstrumente und deskriptive Auswertungen im interkulturellen Vergleich. In: Europa auf dem Weg nach rechts?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90282-1_4
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