Auszug
Wenn es um den Bildungsort Familie geht, muss unter Bildung mehr verstanden werden als lediglich formale Bildung, wie sie in Bildungsinstitutionen, also z.B. der Schule vermittelt wird. Im traditionellen Sinne gilt Bildung als die erarbeitende und aneignende Auseinandersetzung mit der Welt schlechthin und als Inbegriff der Selbstverwirklichung des Menschlichen im Menschen. Ein solches Begriffsverständnis weist zuweilen weit über den Rahmen eines wissenschaftlichen Terminus hinaus und ist mit einer gewissen metaphysischen Tiefe, ja einer nahezu religiösen oder pseudoreligiösen Akzentsetzung verbunden, die nicht in andere Sprachen übersetzbar erscheint (vgl. Schwenk 1989, S. 208 f.). Erst seit der im 18. Jahrhundert einsetzenden Säkularisierung eines solchen Bildungsdenkens, das ursprünglich an antike Vorstellungen einer cultura animi oder der christlichen imago-dei-Lehre angeknüpft hatte, finden wir eine naturalistische Ausdeutung des Bildungsbegriffs. Im Rahmen der von der Schöpfung vorgegebenen Möglichkeiten wird der Mensch dabei als befähigt angesehen, seine Bildung — als Vorgang und Ergebnis — selbst zu betreiben. In kritischer Distanz zu politischen Erziehungsprogrammen der Aufklärungspädagogik, die mit der Forderung nach gesellschaftlicher Brauchbarkeit des Menschen verbunden waren, entstand im 18. und 19. Jahrhundert das Bildungsverständnis vom Werden von Mensch und Menschheit als reiner Menschenbildung.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Büchner, P. (2006). Der Bildungsort Familie. In: Büchner, P., Brake, A. (eds) Bildungsort Familie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90279-1_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90279-1_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14663-8
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