Auszug
Da Ausmaß und Qualität von Armut von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt sind, ist Armut in Ostdeutschland heute vor allem im Zusammenhang mit der Entwicklung sozialer Ungleichheit bei großen regionalen Differenzen, der Krise und dem Umbau der Erwerbsarbeitsgesellschaft, dem Umbau des Sozialstaats und mit Prozessen gesellschaftlicher Exklusion und sozialräumlicher Segregation zu sehen. Sie trifft zudem vor allem Frauen und jene familialen Lebensformen schärfer, die sich zuvor in einer umfassenden ökonomischen, sozialpolitischen und infrastrukturellen staatlichen Absicherungsstruktur getragen sahen. Zu einer Verbreiterung von Armutslagen dürften die 2005 eingeführten Hartz IV-Reformen beitragen. Die Unterstützungssätze des Arbeitslosengeldes II liegen etwa 60 € unter der EU-Armutsgrenze — noch niedriger, wenn die Betroffenen ihre Rücklagen aufzehren müssen. Die zur Wiedereingliederung gedachten etwa 300.000 zehnmonatigen Ein-Euro Jobs liegen nur etwa 50 € darüber. Da die Herunterstufung auf ALG II und die Ein-Euro-Jobs in Ostdeutschland proportional mehr Menschen betreffen, ist zu erwarten, dass Lebenslagen dort stärker in Richtung Armut und Ausgrenzung tendieren.
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Chassé, K.A. (2006). Armutsrisiken, Kinderarmut und Jugendhilfe in Ostdeutschland. In: Soziale Arbeit zwischen Aufbau und Abbau. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90276-0_5
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