Auszug
Auch wenn sich die Politikfeldanalyse als Subfeld der Politikwissenschaft in den letzten Jahrzehnten gut etablieren konnte und in dieser Zeit wichtige konzeptuelle und methodologische Neuerungen zur Verwissenschaftlichung der Forschungsansätze beitrugen, lassen sich einzelne wichtige Gesichtspunkte für ihre notwendige Weiterentwicklung herausstellen:
-
1.
Die Politikfeldanalyse präsentiert sich mit ihren Forschungsansätzen und Analysemethoden vorwiegend als eine deskriptive Forschungsrichtung; in ihr dominieren Beschreibungen von Problemlösungsprozessen, politischen Entscheidungsverläufen und Diskursstrukturen. Kausale Erklärungsmodelle werden häufig nur für besondere Entscheidungskonstellationen verwendet, die aber in der Regel das Politikfeld als Kontext ausblenden. Es erscheint deshalb geboten, über die Weiterentwicklung von Erklärungsansätzen, die das Politikfeld als komplexe Struktur erfassen und als erklärende Variable einsetzen, nachzudenken. Darüber hinaus kann die deskriptive Forschungsausrichtung von einer Zusammenführung quantitativer und qualitativer Analyseinstrumente und von weiteren Bemühungen um eine abstrahierende Typologisierung von politikfeldspezifischen Akteurkonstellationen und Beziehungsstrukturen profitieren.
-
2.
Die Politikfeldanalyse konzentriert sich, selbst wenn sie vergleichend operiert, auf Akteurkonstellationen und Prozesse der nationalen Politikgestaltung. Auswirkungen von internationen Verträgen oder Gremienentscheidungen und Aktivitäten von internationalen Organisationen oder Regimes werden als externe Faktoren zwar berücksichtigt, die fundamentalen Veränderungen durch eine zunehmend international verflochtenen Politikgestaltung im Zeichen der Europäisierung der regulativen Politik und der Globalisierung der Geld- und Wirtschaftspolitik werden damit aber nur ausschnitthaft erfasst. Erst in jüngerer Zeit mehren sich die Versuche, den Konsequenzen der internationalen Verflechtung in einzelnen Politikfeldern nachzuspüren, und insgesamt wächst die Bereitschaft, Phänomene der Europäisierung und Globalisierung in der Policy-Forschung stärker zu berücksichtigen (Eising 2000, Keohane/Milner 1996, Knill/Lehmkuhl 2004, Levi-Faur/Vigoda-Gadot 2004, Reinicke 1998, Schumann 1996). Hierfür müssen neue Konzepte und Analysemethoden entwickelt und in Anschlag gebracht werden.
-
3.
Politikfeldanalyse als Teil einer allgemeinen Policy-Analyse ist durch ihre sozialtechnologische Orientierung vor allem Problemlösungswissenschaft. Ihre Kernfrage ist, unter welchen Bedingungen gesellschaftliche Probleme im Kontext weitgehend dezentralisierter Problemverarbeitung auf die politische Tagesordnung gelangen, wie Problemlösungsstrategien in politische Programme transformiert werden und wie letztere dann an der Implementationsfront von den damit betrauten Akteuren umgesetzt werden. Auch wenn dieser Policy-Zyklus letztlich als Entscheidungs- und Diskussionsprozess konzipiert ist, wird häufig ausgeblendet, dass die Auseinandersetzung um öffentliche Politiken in Politikfeldern letztlich ein politischer Prozess ist. Aus einer sozialtechnologischen Perspektive wird leicht vergessen, dass öffentliche Politik dominant machtvermittelt ist und dass in ihr Machtkämpfe, Machtressourcen und Machtstrukturen weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
(2006). Die Zukunft der Policy-Forschung. In: Politikfeldanalyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90267-8_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90267-8_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14549-5
Online ISBN: 978-3-531-90267-8
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)