Auszug
Fünfzehn Jahre nach der Wiedervereinigung und dem Zusammenbruch der Sowjetunion müssen zwei zentrale Konflikte des zwanzigsten Jahrhunderts neu betrachtet werden: Der Zweite Weltkrieg und der Kalte Krieg repräsentieren in der sehr viel längeren Geschichte deutsch-russischer Kooperation eine Diskontinuität. Im letzten Jahrzehnt hat sich das traditionelle Muster deutsch-russischer Partnerschaft wieder verstärkt. Die post-kommunistischen deutsch-russischen Beziehungen können dabei nicht mehr mit den Labeln „Rapallo“ noch „Molotow-Ribbentropp-Pakt“ versehen werden, denn zum ersten Mal basiert diese Beziehung weder auf imperialen Träumen oder Rachegedanken, noch auf der Herrschaft über die Länder, die zwischen Deutschland und Russland liegen. Vielmehr gründet sich diese Partnerschaft auf eine konkrete wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie auf Deutschlands Wunsch, Russland in Europa zu integrieren, ein Prozess, der durch die bolschewistische Revolution für ein Jahrhundert unterbrochen worden war. Weil Moskau die friedliche Vereinigung Deutschlands 1990 ermöglichte, fühlt sich Berlin zudem in besonderer Weise für Russland verantwortlich. Doch während Deutschland eine aktivere internationale Rolle übernimmt, kämpft Russland noch immer mit post-kommunistischen Identitätsproblemen und ist bemüht, seine Position in der Welt zu definieren, eine Position, die zumindest teilweise durch die Beziehungen zu Deutschland geprägt wird.
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Marcus Menzel, M.A.
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Weiterführende Literatur
Adomeit, Hannes (1998), Imperial Overstretch: Germany in Soviet Policy from Stalin to Gorbachev, Baden-Baden: Nomos. Eine detaillierte Analyse der deutsch-sowjetischen Beziehungen in der Nachkriegszeit, enthält Interviews mit Schlüsselakteuren und neues sowjetisches Archivmaterial.
Laqueur, Walter (1990), Russia and Germany, New Brunswick: Transaction Publishers. Ein umfassender, historischer Überblick der deutsch-sowjetischen Beziehungen, der sich auf die Geschichte, Politik und Kultur erstreckt.
Rahr, Alexander (2000), Wladimir Putin: Der „Deutsche“ im Kreml, München: Universitäts-Verlag. Rahrs Biografie betont Putins deutsche Wurzeln, seine Erfahrungen in Dresden und den daraus resultierenden Einfluss auf die deutsch-russischen Beziehungen.
Stent, Angela (1983), Wandel Durch Handel? Die Politisch-Wirtschaftlichen Beziehungen Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion, Köln: Verlag Wissenschaft und Politik. Analysiert, wie Deutschland wirtschaftlichen Druck zu nutzen versucht hat, um ein Einlenken der Sowjetunion in der deutschen Frage zu erreichen, stellt die hohe Bedeutung der wirtschaftlichen Faktoren in den deutsch-sowjetischen Beziehungen dar.
Stent, Angela (2000), Rivalen des Jahrhunderts: Deutschland und Russland im neuen Europa, Berlin: Ullstein/Propyläen. Untersucht, wie und warum Gorbatschow der deutschen Einigung zugestimmt hat und betrachtet die deutsch-russischen Beziehungen unter Jelzin, enthält Interviews mit den wichtigsten Akteuren und Archivmaterial aus der DDR.
Wallander, Celeste (1999), Mortal Friends, Best Enemies: German-Russian Cooperation after the Cold War, Ithaca: Cornell University Press. Eine theoretische Analyse der Faktoren, die zu verbesserter Sicherheitskooperation zwischen Deutschland und Russland geführt haben.
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Stent, A. (2007). Russland. In: Schmidt, S., Hellmann, G., Wolf, R. (eds) Handbuch zur deutschen Außenpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90250-0_33
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