Auszug
In der jüngsten Vergangenheit hat das sozialwissenschaftliche Interesse an der Raumdimension der Gesellschaft stark zugenommen. Zum einen finden soziale Phänomene mit starkem Raumbezug neue Aufmerksamkeit, etwa die Stadt. Zum anderen werden an sozialen Phänomenen Raumbezüge, die bisher als selbstverständlich angenommen oder übersehen wurden, neu thematisiert, etwa territoriale Aspekte sozialer Ungleichheit.
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Literatur
Für die Unterstützung bei der Produktion des Bandes danken wir herzlich Daniel Schönefeld.
Zum wachsenden Interesse am Raum generell vgl. Löw (2001); zum neuen Interesse an Themen mit traditionell starkem Raumbezug vgl. Nissen (2002), zur neuen Betonung der Raumdimension bei bisher raumfrei behandelten Themen vgl. Heidenreich (2003).
Für einen allgemeinen Überblick über die Erforschung von Grenzen in sozialwissenschaftlich /historischer Perspektive vgl. v.a. Medick (1991). Ebenfalls einen recht umfangreichen Überblick über die sozialwissenschaftliche Grenzforschung bieten Faber und Naumann (1995) mit ihrem Sammelband „Literatur der Grenze — Theorie der Grenze“, in dem sie literaturwissenschaftliche, sozialgeographische, ethnologische und auch philosophische Ansätze zur Grenzforschung versammeln. Einen guten Überblick über den kulturwissenschaftlichen Grenzforschungsansatz bietet Osterhammel(1995).
Vgl. hierzu in historischer Perspektive die umfangreichen Arbeiten von Komlosy (insbesondere 2000; 2003) und, in soziologischer Perspektive, Vobruba (1994; 1997).
Das Englische ist hier sehr viel genauer, indem es zwischen border, frontier, boundary, bounds und limits differenziert.
Die Entterritorialisierung des Grenzbegriffs in der Soziologie wird besonders bei Lamot/Molnár (2002) deutlich, die unter dem Titel „The Study of Boundaries in the Social Sciences“ ausschließlich soziologische Grenzanalysen ohne staatlichen bzw. geographischen Grenzbezug vorstellen.
Friedrich Ratzel zit. nach Prescott (1987: 9). Ratzel betrachtete den Staat als lebenden Organismus, und die Grenzen mit ihrer Funktion des Schutzes, aber auch der Durchlässigkeit als Haut. Die Grenze wird damit zu einem dynamischen Gebilde, welches nur in dem Moment, in dem es festgelegt wird, einen Halt in seinen Expansionsabsichten einlegt.
Vgl. hier v.a. Saurer (1989), v.a. Kapitel III: Zur Sozialgeschichte der Grenze und V: Steuerwiderstand — Der Schmuggel; Sahlins (1989).
Vgl. Febvre (1953;1988):,Frontiere’ — Wort und Bedeutung. Außerdem zeigen sowohl Sahlins (1989) als auch Pacholkiv (2000) an Beispielen der modernen Grenzziehung, wie Grenzen nicht aufgrund territorialer Gegebenheiten, sondern aus einem politischen Willensakt des Staates heraus entstanden sind.
Zu Fragen des Grenzabbaus bzw. der Grenzdurchlöcherung liegen bereits einzelne Studien vor; besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Band von Horn/Kaufmann/Bröckling (2002) „Grenzverletzer“, daneben erste theoretische Überlegungen hierzu von Vobruba (1998) und schließlich natürlich die weite Literatur zu dem Thema der Grenzverletzung, den Staatsgrenzen überschreitenden Migrationsbewegungen (vgl. z.B.: Gestrich/Krauss (1998); Sassen (1996); Joaquin Arango. Douglas Massey (1998)). Allerdings werden in den meisten Beitragen die Migrationsbewegungen nicht als eine besondere Art der Grenzdurchlocherung interpretiert.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Eigmüller, M., Vobruba, G. (2006). Einleitung: Warum eine Soziologie der Grenze?. In: Eigmüller, M., Vobruba, G. (eds) Grenzsoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90245-6_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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