Auszug
Im ausgehenden 19. Jh. wurden die Schwächen reiner Marktwirtschaften immer deutlicher und der Staat übernahm in der Folge zunehmend die Aufgabe, in das Wirtschaftsgeschehen einzugreifen. Nach dem II. Weltkrieg herrschte 35 Jahre lang der Konsens, dass nur Gemischtwirtschaften in der Lage sind, die strukturellen Schwächen der idealtypischen Wirtschaftssysteme (reine Marktwirtschaft und Zentralverwaltungswirtschaft) auszugleichen. Es bildeten sich Mischformen heraus, die mal stärker marktwirtschaftlich (z.B. USA), mal stärker sozialstaatlich (z.B. Schweden) sowie marktwirtschaftlich-sozialistisch (z.B. Jugoslawien) orientiert waren. Zunächst standen Fragen der sozialen Sicherung und der wirtschaftlichen Stabilität im Mittelpunkt der Staatseingriffe. Daher wurde in Deutschland in den 50er Jahren auch der Name soziale Marktwirtschaft verwendet. Als geistige Väter werden Walter Eucken (1891–1950) und Alfred Müller-Armack (1901–1978) bezeichnet. Seit den 90er Jahren wird von vielen Autoren der Begriff sozialökologische Marktwirtschaft verwendet (wir sprechen von Gemischtwirtschaft). Anerkannte Rolle des Staates ist es hierbei, die Ziele der Wirtschaftspolitik durch den Eingriff in das Wirtschaftsgeschehen zu erreichen (vgl. Kap. 11). Diese gemischtwirtschaftlichen Systeme sorgten über Jahrzehnte für eine bis dahin nicht gekannte politische und wirtschaftliche Stabilität sowie einen Wohlstand für breite Teile der Bevölkerung in den Industriestaaten. Trotz dieser Erfolge fordern neoliberale ökonomen seit den 80er Jahren zunehmend den Staat aus dem Wirtschaftsgeschehen zurückzudrängen.
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Basisliteratur
Avenarius, H. (2004): Die Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland, Berlin.
Jarass, H. D.; Pieroth, B. (1997): Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland: Kommentar, 4. Auflage, München.
Rogall, H. (2002): Neue Umweltökonomie-ökologische Ökonomie, Opladen.
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(2006). Wirtschaftssystem in Deutschland — Gemischtwirtschaft. In: Volkswirtschaftslehre für Sozialwissenschaftler. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90239-5_8
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