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Soziale Systeme, Systemtheorie — Was leisten Hochabstraktionen?

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Soziologische Basics

Auszug

Seit einigen Dekaden hat es die Welt der Humanwissenschaften mit einer Theorie sozialer Systeme zu tun, die viele Leute als skandalös empfinden, während andere Leute von ebendieser Theorie fasziniert, ja enthusiasmiert sind. Sie ist mit dem Namen Niklas Luhmann verknüpft und wesentlich in Bielefeld entwickelt worden, weswegen man manchmal auch von der Systemtheorie „Bielefelder Provenienz“ spricht, um sie abzusetzen gegen andere Theorien, die sich ebenfalls des Begriffes System bedienen. Das Skandalöse an ihr ist schnell benannt. Erstens: Sie geht davon aus, dass soziale Systeme keine Menschen, kein Bewusstsein, keine Subjekte, keine Körper enthalten. Zweitens: Sie beansprucht, eine universale Theorie zu sein, die sich anschickt, die Phänomene der Sozialität umfassend und erschöpfend zu erklären, und das in einer Situation, in der angenommen wird, dass omnipotente Theorien oder Letzterzählungen der Welt nicht mehr zulässig sind. Drittens schließlich: Sie produziert Hochabstraktionen, die sich jeglicher Anwendbarkeit (im Sinne einer Technik zur Verbesserung der Welt) verweigern. Das alles betreibt sie, wie man vielleicht sagen könnte, in einer Art „ironischem Realismus“, in einer dezidiert lockeren, kontingenzbewussten Manier, wofür Luhmanns Lebensmotto einstehen mag: „Guter Geist ist trocken.“ Diese Einstellung ist forciert unsentimental, sie hat nichts herzwärmendes, und das mag der Grund dafür sein, dass die weite Welt der Erziehung und der Pädagogik darum bemüht ist, Abstand zu ihr zu wahren, oder sich jedenfalls nur leicht bis schwer angewidert auf sie einlässt.

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Literatur

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Albert Scherr

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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Fuchs, P. (2006). Soziale Systeme, Systemtheorie — Was leisten Hochabstraktionen?. In: Scherr, A. (eds) Soziologische Basics. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90237-1_24

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90237-1_24

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14621-8

  • Online ISBN: 978-3-531-90237-1

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