Auszug
Die Frage, ob sozialpädagogische Bemühung zu den erhofften Ergebnissen führe, blieb lange Zeit ungewiss und ungeprüft. Binnen kurzer Zeit hat sich Evaluation und Selbstevaluation jedoch rasant durchgesetzt. Auch bereits vor der „Wende“ zur Evaluation bestand Interesse an Wirkungen und Erträgen der eigenen Arbeit; es gab aber disziplinübliche Überzeugungen, die eine exakte Nachverfolgung eventueller Veränderungen entbehrlich erscheinen lieβen: Erstens hätten, so die These, erfahrene PädagogInnen oder SozialarbeiterInnen meist ein sicheres Gefühl von Erfolg, Teilerfolg oder Misserfolg ihres Tuns. Das Phänomen ist als l“Evidenzerlebnis“ bekannt. Seine subjektive Überzeugungskraft korreliert aber nicht allzu hoch mit objektivierbaren Daten. Soweit untersucht, neigen Sozialar-beiterInnen eher dazu, ihre Erfolge zu unterschätzen (z. B. Projektgruppe WANJA 2000, S. 237; Kraimer/Müller-Kohlenberg 1990, S. 170 ff.). Es kommt zweitens hinzu, dass Zielvisionen in Handlungsfeldern der Sozialarbeit und Pädagogik meist fallbezogen und individuell formuliert werden, was zu Zweifeln an einer verallgemeinerbaren Messbarkeit und an (sozial)-wissenschaftlichen Prüfverfahren führte. Ein drittes Hindernis, die Ergebnisse kritisch zu erfassen, lag in der Blickrichtung. Lange wurde nicht auf die Folgen - sondern in umgekehrter Richtung - geschaut: auf die Voraussetzungen, d. h. auf die Ausbildung, die Fachlichkeit der AkteurInnen. Diese wurden als Garant für gute Qualität der Arbeit angesehen.
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Müller-Kohlenberg, H. (2006). Evaluation und Selbstevaluation in der Sozialen Arbeit. In: Galuske, M., Thole, W. (eds) Vom Fall zum Management. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90211-1_5
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