Auszug
Wer die Lösung ‚gesellschaftlicher Probleme ‘fordert, eine ‚bessere Gesellschaft ‘anstrebt oder nach Möglichkeiten der ‚gesellschaftlichen Steuerung ‘Ausschau hält, setzt dabei zweierlei voraus: erstens, dass das, was der Begriff ‚Gesellschaft ‘bezeichnet, ein geeignetes Objekt menschlichen Handelns ist, und zweitens, dass es Mittel und Wege einer kalkulierbaren Einwirkung auf diesen eigentümlichen Gegenstand des Handelns gibt. Das sind keine selbstverständlichen Voraussetzungen. Zwar geht das Aufkommen des Begriffs ‚Gesellschaft ‘mit dem Ende der Vorstellung von einer gottgegebenen oder ‚natürlichen ‘Herrschaftsordnung einher, d.h. mit wachsendem Bewusstsein von der Kontingenz der gesellschaftlichen Verhältnisse.1 Immerhin ist die Vorstellung von einer gestaltbaren gesellschaftlichen Ordnung ein Kind der europäischen Aufklärung. Doch kamen schon bald nach der Entdeckung der Diesseitigkeit und Wandelbarkeit der gesellschaftlichen Ordnung solide Zweifel an der Möglichkeit auf, die Ergebnisse des Wandels zu kontrollieren. Bereits die Französische Revolution bewirkte ein gerüttelt Maß an Ernüchterung unter den Anhängern der Idee, dass mit der Überwindung überlieferter Herrschaftsverhältnisse schon die entscheidende Voraussetzung zur zielsicheren Neugestaltung der Gesellschaft gegeben sei.
Der Begriff Kontingenz bezeichnet von Unsicherheit geprägte Sachverhalte, deren Besonderheiten erst nach ihrem Eintritt erkennbar werden und die, wie auch immer sie ausfallen, als bedeutsam erachtete Folgewirkungen haben. Weil sich kontingente Ereignisse nicht zuverlässig prognostizieren lassen, erkennt man oft erst im Nachhinein, was den Möglichkeitsraum der Wirklichkeit ausmachte.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2006). Einleitung. In: Gesellschaftssteuerung und gesellschaftliche Selbststeuerung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90100-8_1
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