Auszug
Bei der Erfindung des Wortes „Sozialpädagogik“ stand eine Vorstellung von sozialem Leben im Vordergrund, derzufolge v.a. durch assoziative Strukturen eine Lösung gesellschaftlicher Probleme zu erreichen war. Assoziationen dienten als Möglichkeit, um Probleme zu bearbeiten, wie auch als normative Richtschnur, um Fehlentwicklungen des interpersonellen Lebens zu kritisieren. Ältere, auf Individualität abzielende Interventionsstrategien, wie sie oben an Herbart, Humboldt und Pestalozzi erörtert wurden, waren damit nicht vollständig negiert, aber relativiert als bloße Individualpädagogik. Wer nur an der Erziehung des Einzelnen ausgerichtet blieb, schien die Notwendigkeit solidarischer Bindungen zu vernachlässigen, mit deren Hilfe wirkmächtig gegen strukturell bedingte Missstände vorzugehen war. Gegenüber den früheren pädagogischen Ansätzen musste man Menschen explizit in Sozialformen integrieren, die einzelne Individualitäten überstiegen, um angesichts der von Menschen gemachten Probleme zu gemeinschaftlichem Handeln in der Lage zu sein. Damit schloss die liberale Sozialpädagogik an ältere Interventionsstrategien an und transformierte die Vorstellung selbstverantwortlicher Individualität zu der Idee einer in Assoziationen gebundenen und tätigen bürgerlichen Gesellschaft, von der eine Hebung der Kultur, damit auch der Arbeiterschaft, ausgehen konnte.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften ∣ GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
(2006). Pädagogische Sozialkonstruktionen. In: Die Pädagogik der Sozialen Frage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90087-2_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90087-2_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15097-0
Online ISBN: 978-3-531-90087-2
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)