Start-up in Deutschland — Gründungsaktivitäten im internationalen Vergleich

Auszug

In den einschlägigen Benchmarkings zur Wettbewerbsfähigkeit von Nationen sucht der interessierte Leser Einschätzungen zur Gründungsaktivität ebenso vergeblich wie in der Standortdebatte, die in Deutschland wie in anderen Staaten regelmäßig zu Medienruhm gelangt. Dies ist erstaunlich angesichts des in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik durchaus anerkannten Einflusses, den neue (kleine) Unternehmen auf die Volkswirtschaft und ihre Regionalwirtschaften haben können. Dieser Einfluss ist nicht erst seit Schumpeter und seiner Hypothese der „creative destruction“ bekannt. Gleichwohl hat sowohl die volkswirtschaftliche Wachstumstheorie als auch die empirische Wachstumsforschung lange Zeit wenig Explizites zum Zusammenhang zwischen Gründungsaktivitäten und nationalem Wirtschaftswachstum beigetragen. Die auf Staaten bezogene Wachstumstheorie sah (und sieht in weiten Teilen noch heute) Großunternehmen als wichtigste Impulsgeber von Wachstumsprozessen — und ignoriert dabei die Tatsache, dass nicht wenige heutige Großunternehmen früher sehr klein und jung waren, also Gründungen. Insbesondere in Verbindung mit dem Aufkommen evolutionsökonomischen Gedankenguts scheint sich aber die Phase der Ignoranz gegenüber Gründungen etwas verringert zu haben. Auf Seite der Empirie hat die Zahl der Arbeiten, die einen (partiell interdependenten) Zusammenhang zwischen Gründungsaktivitäten innerhalb eines Landes und späterem bzw. vorherigem Wirtschaftswachstum aufzeigen, zugenommen. Aus den internationale Daten verwendenden Studien seien Wong et al. (2005) sowie van Stel et al. (2005) exemplarisch erwähnt, die zeigen, dass nicht die Anzahl der Gründungen in einer Volkswirtschaft per se, sondern die Anzahl bzw. der Anteil der Gründungen mit Wachstumsabsichten und -Potenzialen als Indikator für volkswirtschaftliches Wachstum taugen können.