Auszug
Wenn es dies ist, worum es in der Soziologie geht, wie Norbert Elias sagt, dann habe ich das nicht Selbstverständliche im Zusammenleben von Menschen und die Bedeutung sozialer Ordnungen, Beziehungen und Strukturen sehr früh wahrgenommen und als von außen Kommende im Laufe von fast 10 Jahren gut kennen gelernt. Der Mikrokosmos meiner ersten, den eigenen Status reflektierenden Erfahrungen war ein niedersächsisches Dorf, in das ich mit meiner Mutter und zwei älteren Brüdern (der dritte und älteste blieb noch bis 1947 in russischer Gefangenschaft) im Herbst 1945 als Flüchtling verschlagen wurde. In Berlin ausgebombt, traf sich die in alle Himmelsrichtungen evakuierte Familie wieder in Schlesien, um von dort über — damals — die Tschechei Bayern zu erreichen. In der Nähe von Regensburg wurde ich für ein paar Wochen eingeschult, doch Lesen und Rechnen hatte ich wohl vorher — in der Odyssee der Flüchtüngstrecks vornehmlich auf dem Schoß meiner Mutter gelernt. Mein Vater, Chemiker von Beruf, war noch kurz vor Kriegsende eingezogen worden und blieb vermisst, er wurde erst nach langer Zeit der Ungewissheit 1950 für tot erklärt.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften ∣ GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Gerhard, U. (2006). Wie ich Soziologin wurde — eine Rekonstruktion. In: Vogel, U. (eds) Wege in die Soziologie und die Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90078-0_4
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Online ISBN: 978-3-531-90078-0
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