Auszug
Die Netzwerkanalyse ist in ihrer heutigen Forschungspraxis zwischen verschiedenen Fächern angesiedelt, so dass diese auf vielfältige Weise Einfluss auf den Forschungsprozess nehmen. Von Genogrammen in den psychologisch-sozialpädagogischen Bereichen über die Soziogramme bis hin zu den unterschiedlichen Strukturanalysen der Sozialwissenschaften haben sich im Laufe der Jahrzehnte vielfältige Theorien und Methoden herausgebildet. Zu solchen neu eroberten Gebieten gehört die Netzwerkanalyse von Dokumenten und literarischen Texten. John F. Padgett und Christopher K. Ansell (1993) haben in den neunziger Jahren die Wurzeln der Familie Medici im 15. Jahrhundert in den Florentiner Elitefamilien mit Hilfe einer Dokumentenanalyse nachgezeichnet. Dabei haben sie die Sozialbeziehungen von 92 Florentiner Familien nach verschiedene Typen erhoben, wie z.B. Verwandtschaftsbeziehungen, Heiratsbeziehungen, ökonomischen und politischen Beziehungen sowie die Freundschaftsbeziehungen (vgl. Padgett/Ansell 1993). Die soziale Einbettung der Florentiner Elitefamilien des 15 Jahrhunderts retrospektiv mit Hilfe von überlieferten Dokumenten zu studieren, eröffnete einen völlig neuen Blick auf den örtlich begrenzten, vielfältigen und widersprüchlichen Charakter des Lebens in dieser Zeit. Die Heterogenität der örtlichen Aktionen, Netzwerke und Identitäten erklärt zum einen warum ein Zusammenschluss erst im nach hinein prognostizierbar ist und zum anderen wie politische Macht geboren wurde.
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Hennig, M. (2006). Die Netzwerkanalyse literarischer Texte — am Beispiel Thomas Manns „Der Zauberberg“. In: Hollstein, B., Straus, F. (eds) Qualitative Netzwerkanalyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90074-2_19
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