Zusammenfassung
Die oft strapazierte Feststellung, dass es „die“ Jugend nicht gibt, gilt mehr denn je. Was trägt dazu bei? War Jugend lange Zeit eher eine kollektive Statuspassage mit mehr oder weniger eindeutigen „Grenzen“, so zeigt sich heute: die Übergänge von der Kindheit in die Jugend werden diffuser und auch der Abschluss der Jugendphase zeichnet sich durch Ungleichzeitigkeiten, asynchrone Entwicklungen und vielfache Teilübergänge aus. Vor allem die zunehmende Alterssegregation, verlängerte Ausbildungszeiten und die Zunahme nichtlinearer Ausbildungswege tragen dazu bei. Vielfalt ist auch Programm in den Lebensentwürfen und Lebensstilen. Die marktförmige Differenzierung der Jugendkulturen und die damit verbundenen Formen der Selbstinszenierung haben mittlerweile eine unüberschaubare Anzahl von Stilkreationen, Moden, Szenen und hybriden Mustern hervorgebracht. Ob aber diese Buntheit und Vielfalt von allen Jugendlichen genutzt wird oder ob sie ein „Dramatierungsinteresse“ von Medien und Wissenschaft ausdrücken, ist zu klären. Für Jugendliche resultieren aus diesen Bedingungen unterschiedliche Optionen und Wahlmöglichkeiten, die sich in vielfältigen Lebensmustern und Entwürfen widerspiegeln, gleichzeitig aber auch zu Statusungewißheiten und Verhaltensunsicherheiten führen können. Die Ambivalenzen setzen sich fort in der Verarbeitung von Herkunftslagen (z. B. in der Familie, dem lokalen Kontext, der Situation als Zuwanderer) und den schulischen Erfahrungen. Auf der einen Seite finden wir z. B. diejenigen, die entweder kaum Probleme in Familie und Schule oder als Zugewanderte haben oder aber über Kompetenzen verfügen, diese über „anerkannte“ Wege zu bearbeiten. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl derjenigen Jugendlichen zu, die Probleme in der Familie haben, in der Schule scheitern, für sich selbst kaum Zukunftschancen sehen oder als Zugewanderte desintegriert bleiben. Ein Teil von ihnen verarbeitet diese Belastungen über Gewalt und andere Formen von Devianz.
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Wetzstein, T., Erbeldinger, P.I., Hilgers, J., Eckert, R. (2005). Einleitung. In: Jugendliche Cliquen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90072-8_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-14572-3
Online ISBN: 978-3-531-90072-8
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