Auszug
Die Biographieforschung hat in den letzten Jahren einen ungeheuren Aufschwung erlebt. Es gibt kaum noch eine einschlägige Fachrichtung, die ohne sie auskommt. Das gilt auch im internationalen Kontext, in dem die Biographieforschung enorm an Bedeutung gewonnen hat. Genauer betrachtet kann das auch kaum erstaunen, weil sie einen Trend aufgreift, der im Alltag schon lange verbreitet ist: die Konstruktion und Nutzung biographischer Formate 1. Diese spielen nicht nur im alltäglichen Zusammenleben, sondern auch in der Literatur und den Medien sowie im Beruf und in der Arbeitswelt eine zunehmende Rolle. Das alles ist kein Zufall, weil sich die Menschen heute unter dem Vorzeichen der Individualisierung mehr denn je mit der individuellen Positionierung im Alltag befassen müssen. Biographische Formate sind also einerseits in Anbetracht der veränderten gesellschaftlichen Herausforderungen eine Notwendigkeit und andererseits eine „große Hilfe“, den Alltag zu bewältigen.
Der Begriff „Format“ wird hier in Anlehnung an den Begriff „script“ verwendet. Mit ihm soll betont werden „doing biography“ ein soziales Drehbuch mit bestimmten Regelmechanismen und Deutungsstruckturen zur Geltung Kommt.
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Literatur
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Bukow, WD., Ottersbach, M., Tuider, E., Yildiz, E. (2006). Biographische Konstruktionen im multikulturellen Bildungsprozess. In: Bukow, WD., Ottersbach, M., Tuider, E., Yildiz, E. (eds) Biographische Konstruktionen im multikulturellen Bildungsprozess. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90071-1_1
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