Auszug
Die Rollenverteilung der „Gewalten“ in der Demokratie hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Parallel zum Einflussverlust der Parlamente wächst der Einfluss der Medien als Mit—Gestalter der Politik. Viele Medien entwickeln sich vom beobachtenden Kritiker hin zum gestaltenden Kampagnenmacher. Sichtbar wurde dieser Prozess beim Einsatz zahlreicher Verlage gegen die Rechtschreib—Reform. Wichtige Medien haben sich im Geist dieser Gestaltungsrolle zusammengeschlossen und koordinieren —jenseits früherer ideologischer Unterschiede — gemeinsame Medienauftritte: Dies war so beim Protest gegen den Ausschluss eines Bild—Reporters bei Kanzler—Reisen; bei der Debatte um die Kürzung und Veränderung von Politiker—Interviews; das koordinierte Auftreten bei der Bewertung des sogenannten „Caroline—Urteils“ belegt ebenfalls diesen Trend. Günter Bannas hat „Sieben Jahre Dramatisierung“ in der Berliner Republik bilanziert und die Rolle der Medien in Berlin („härter, aggressiver, aufregender“ als Bonn) gekennzeichnet: „Die Medienwelt hat die ersten Jahre in Berlin genossen, geprägt und befördert. Sie schaute auf die Personen und am liebsten auf Duelle. Sie schuf eine eigene Wirklichkeit, in der nicht mehr die Inhalte der Politik, sondern deren Präsentation entscheidend sein sollten. Wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik war nicht das „Was“ sondern das „Wie“ zum Maßstab der Bewertung geworden.“ (FAZ, 25.8.2005)
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Literatur
Berlinpolis/ Vodafone (Hg.), 2005: Kann die Demokratie die Medien überleben? Zum Verhältnis von Medien und Politik. Berlin.
Marx, S., 2004: Boulevard Schröder, Boulevard Blair. Warum Spin Doctors nicht tot zu kriegen sind?, in: MainzerMedienDisput. Mainz: 210–218.
Nullmeier, F./ Saretzki, T. (Hg.), 2002: Jenseits des Regierungs—Alltags, Strategiefähigkeit politischer Parteien. Frankfurt.
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Leif, T. (2006). Medien und Politikberatung — kommunizierende und konkurrierende Röhren. In: Falk, S., Rehfeld, D., Römmele, A., Thunert, M. (eds) Handbuch Politikberatung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90052-0_30
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