Zusammenfassung
Die Qualität eines Angebots stellt einen möglichen Einflussfaktor dafür dar, ob und wie intensiv Medienangebote vom Publikum genutzt werden. Gerade im Internet, wo aufgrund der zahlreichen und heterogenen Informationsquellen vermehrt Nutzungsentscheidungen getroffen werden müssen, rückt das Spannungsverhältnis zwischen Qualität und Quote in den Blick. Thema des Beitrags ist die Operationalisierung der Qualität von Nachrichtenangeboten im Internet aus Nutzersicht. Hierzu liegt bislang keine theoretisch und methodisch fundierte Skala vor. Das Ziel des Beitrags ist daher, auf der Basis eines mehrdimensionalen Modells ein Messinstrument zur Erfassung der Qualität von Online-Nachrichtenseiten zu erarbeiten und empirisch zu testen. Dabei werden drei verschiedene Angebotsformate unterschieden. Durch die Integration der Perspektive der Nutzer wird eine Verbindung zwischen Qualitäts- und Rezeptionsforschung hergestellt.
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Notes
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Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF): http://www.agof.de/angebotsranking.619.de.html.
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Eine empirische Untersuchung kam allerdings zu dem Ergebnis, dass die automatischen Suchdienste einige wenige Quellen bevorzugten (Neuberger 2005).
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Durchschnittliches Alter der Teilnehmer: 29 Jahre; Geschlechterverteilung: 126 Frauen und 73 Männer (5 fehlend); Bildungsgrad: hoch (90 % mit Abitur); Häufigkeit Online-Nachrichtennutzung: hoch (77 % mindestens täglich). Die Teilnahme erfolgte selbstrekrutiert über eine Verteilung des Zugangslinks in sozialen Netzwerken.
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Durchschnittliches Alter der Teilnehmer: 37 Jahre; Geschlechterverteilung: 219 Frauen und 325 Männer; Bildungsgrad: hoch (77 % mit Abitur); Häufigkeit der Online-Nachrichtennutzung: hoch (78 % mindestens täglich). Die Teilnahme erfolgte selbstrekrutiert über eine Verteilung des Zugangslinks in sozialen Netzwerken und Mailinglisten.
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Bei sehr umfangreichen Instrumenten wie der beschriebenen Qualitätsskala mit 17 Dimensionen und 51 Items ist es bei beiden Verfahren jedoch eher unwahrscheinlich, die theoretisch vorgegebene Struktur exakt mit einer Faktorenanalyse abzubilden. Da das Ziel von Faktorenanalysen in der Reduktion von Daten bzw. Variablen besteht, gehen damit unter Umständen theoretisch erarbeitete Differenzierungen hinsichtlich einzelner Qualitätsdimensionen verloren. Es wurde für vorliegenden Beitrag neben der Prüfung der Eindimensionalität der Items einer Dimension auch eine explorative Faktorenanalyse mit allen Items durchgeführt. Dort zeigte sich, dass nahezu alle Items der Oberkategorie journalistische Professionalität unter einem einzigen Faktor subsummiert waren, wohingegen andere Dimensionen entsprechend des theoretischen Modells wiedergegeben wurden, aber auch einzelne Items auf mehreren Faktoren luden. Nach Abwägung der Vor- und Nachteile erfolgte der Entschluss, die theoretisch abgeleitete Struktur der Skala beizubehalten und nicht weiter unter Anwendung eines dimensionsreduzierenden Verfahrens zu bearbeiten.
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Mehlis, K. (2014). Von der Sender- zur Nutzerqualität. In: Loosen, W., Dohle, M. (eds) Journalismus und (sein) Publikum. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19821-7_14
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