Zusammenfassung
Der Beitrag betrachtet den Lehrer nicht als Einzelkämpfer, der innerhalb einer Klasse zu bestehen und seine Identität zu wahren hat, sondern vornehmlich als ein Mitglied der Organisation ‚Schule‘. In diesem Handlungsfeld (Kolleg/innen, Schüler/innen, Eltern, Schulamt) muss er sich mittels kommunikativen Handelns platzieren und einen Ruf aufbauen, der letztendlich auch seine ‚Kommunikationsmacht‘ bestimmt. Die Teilnahme an Fallanalysen und die Durchführung von Fallanalysen sind nicht nur Mittel, das interaktive Geschehen im Unterricht zu verstehen und besser zu steuern, sondern ebenfalls gute Mittel in diesem Kampf um Kommunikationsmacht in seiner Organisation. Darüber hinaus sind Fallanalysen immer auch zu verstehen als Einübungen in einen bestimmten Blick und in eine bestimmte Praxis – aus der Perspektive der Organisation sind sie so auch Steuerungsinstrumente, mit deren Hilfe die Organisation versucht, die Praxis ihrer Mitglieder zu gestalten.
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Reichertz, J. (2014). Die Fallanalyse als soziale Praxis der Lehrerbildung. In: Pieper, I., Frei, P., Hauenschild, K., Schmidt-Thieme, B. (eds) Was der Fall ist. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19761-6_2
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