Zusammenfassung
Eine gute Bildung ist in der heutigen Wissensgesellschaft das A und O für einen erfolgreichen Einstieg und eine gesicherte Existenz in der Arbeitswelt (Geissler und Weber-Menges 2010). Entsprechend sind Eltern um eine möglichst förderliche Ausbildung ihrer Kinder bedacht. Dennoch kommt es in der Schulbildung zu großen sozioökonomischen und ethnischen Differenzen, die ihren Anfang nehmen in typischen elterlichen Bildungsentscheidungen (Kristen 2005:48). Hierbei ist festzuhalten, dass (elitäre) Privatschulen in keinem direkten kausalen Zusammenhang stehen mit der sich öffnenden Schere zwischen Reich und Arm. Dennoch zeigen Studien wie z.B. „Die Illusion der Chancengleichheit“ von Bourdieu (1971) sowie neuere Studien wie IGLU (Bos, Lankes, Prenzel, Schwippert, Walther und Valtin 2003) oder PISA (Deutsches PISA-Konsortium 2004) deutlich, dass Kinder aus sozial benachteiligten Schichten einen geringeren Bildungserfolg verbuchen. Zudem kann festgestellt werden, dass soziale Disparitäten im Bildungsbereich schon sehr früh auftreten und ein Zusammenhang zwischen der Art der besuchten Schule – zumindest auf der Oberstufe – und dem sozioökonomischen Status besteht (Nold 2010). Insgesamt weisen diese empirischen Befunde darauf hin, dass die Vermögenskonzentration mit den Bildungschancen in einem negativen Zusammenhang steht. Das zeigt sich zumal daran, dass Eltern mit einem überdurchschnittlichen Einkommen ihre Kinder nicht selten auf Privatschulen schicken – Tendenz zunehmend. Die Schweiz verfügt über einige ausgesprochen exklusive Elite-Internate (Schulgeld ab 80'000 Franken jährlich), die bei Reichen und Superreichen weit über die Landesgrenzen hinaus einen guten Ruf haben. Das Liceum Alpinum in Zuoz, das Internat Rosenberg in St. Gallen, das Internat Le Rosey in der Nähe von Lausanne oder das Institut Montana am Zugerberg gelten als Bildungs- und Erziehungsstätten, die den Absolventinnen und Absolventen nicht nur eine exzellente Ausbildung verschaffen, sondern auch eine identitätsbildende Funktion haben und zur Herausbildung eines klassenspezifischen Habitus beitragen. Das System scheint zu „funktionieren“. Seit den 1980er Jahren vollzieht sich in der Schweiz ein dramatischer Polarisierungsprozess zwischen Reich und Arm (Schilliger 2007).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Ein Gini-Koeffizient von 1 würde bedeuten, dass eine Person das gesamte Vermögen eines Landes besitzen würde. Die geringste Vermögensungleichheit herrscht in Spanien mit .565 und Finnland mit .578 (Credit Suisse Research Institute 2010:84; Mäder, Aratnam und Schilliger 2010:58).
- 2.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Cardak (2004), der basierend auf amerikanischen Daten die Befürwortung finanzieller Unterstützung von Privatschulen untersuchte. Während einkommensschwache Familien zugunsten einer Verbesserung des Schulsystems bereit sind, höhere Steuern zu zahlen, bevorzugen reiche Eltern ein Privatschulsystem bei einem niedrigen Steuersatz.
- 3.
„If men define situations as real, they are real in their consequences.” (Thomas, William Isaac und Thomas 1928:572)
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Suter, P. (2013). Sind Privatschulen ein soziales Problem?. In: Determinanten der Schulwahl. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19729-6_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19729-6_2
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-19728-9
Online ISBN: 978-3-531-19729-6
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)