Zusammenfassung
Dieses Kapitel präsentiert und diskutiert die Hauptergebnisse der PCCP und zieht die anthropologischen Schlussfolgerungen aus ihnen. Wer immer versuchen will, eine Theorie der sozialen Evolution zu formulieren, kommt nicht um den Zwang herum, den Sachverhalt der niedrigeren anthropologischen Entwicklung der vormodernen Menschheit heranzuziehen.
Zurückgebliebene Kulturen scheitern typischerweise darin, entlang dieses Maßstabes weiter voranzuschreiten, und obwohl sie einfache Fähigkeiten entwickeln, die das Überleben sehr effektiv sichern,
bleiben ihre Denkfähigkeiten denen kleiner Kinder ähnlich. (Philip Vernon, intelligence and cultural environment, London: Methuen & Co. 1969, S. 215, übersetzt von G. O.) Nach dieser Beweislage kann nicht länger angenommen werden, dass Erwachsene aller Gesellschaften die Stufe der konkreten Operationen erreichen. Die oben zusammengefaßten transkulturellen Unterschiede sind jedoch nur quantitativer Natur. Der jeweils erreichte Entwicklungsgipfel ist fraglich, nicht das Vorliegen der Denkstrukturen. Die Allgemeingültigkeit des Systems von Piaget ist daher keineswegs bedroht.
(Pierre Dasen, cross-cultural Piagetian research, in: P. Dasen; J. Berry, culture and cognition, London: Methuen & Co. 1974, S. 418, übersetzt von G. O.) Wir werden sehen, dass das Muster der späteren Stadien des präoperativen Denkens im allgemeinen am besten zum primitiven Denken passt, auch wenn sich unter günstigen Umständen konkrete Operationen entwickeln.
(Christopher R. Hallpike, Grundlagen primitiven Denkens, München: DTV, S. 41) In jedem Fall ist das Verhalten der Primitiven in allen Punkten dem von Kindern ähnlich.
(R. Maistriaux, La sous-évolution des noirs d‘Afrique. Sa nature, ses causes, ses remèdes. Revue de psychologie des peuples, 1955, 10, S. 416, übersetzt von G. O.)
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Notes
- 1.
Besonders japanische Biologen zeigten in Experimenten, dass Schimpansen über eidetische Gedächtnisfähigkeiten verfügen. Ihre eidetischen Fähigkeiten sind sogar größer als die von Kindern und Primitiven. Eidetisches Gedächtnis und eidetische Wahrnehmungen charakterisieren primitive Funktionen von Wahrnehmung, Vorstellung und Gedächtnis. Sie haben eine neurologische Basis. Eidetische Funktionen verschwinden zunehmend mit steigendem Alter und schließlich vollständig unter schulgebildeten Erwachsenen moderner Gesellschaften. Eidetische Funktionen persistieren jedoch lebenslang unter Menschen primitiver Gesellschaften. Dieses Phänomen beweist, dass der niedrigere Entwicklungsstand von Schimpansen, Kindern und Primitiven mit neurologischen Strukturen korreliert (Doob 1974; Kroh 1922; Jaynes 1994; Werner 1959; Oesterdiekhoff 2012; Lurija und Wygotski 1992).
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Oesterdiekhoff, G. (2012). Entwicklungspsychologie als Historische Anthropologie und Mikrosoziologie. In: Die Entwicklung der Menschheit von der Kindheitsphase zur Erwachsenenreife. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19727-2_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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